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Politische Aussagen von Ephraim Kishon Sabine Christiansen

Titel der Sendung: Sabine Christiansen: "Ist der Kampf gegen den Terror zu gewinnen?"

30. September 2001

 

Gäste: Heidemarie Wieczorek-Zeul (Bundesministerin); Günter Beckstein (bayrischer Innenminister); Ephraim Kishon; Abdallah Frangi (Generaldelegierter Palästinas); General a.D. Alexander Ruzkoi (Jelzins Stellvertreter `91-`93); Jeffrey Gedwin (Berater der Bush-Regierung).

 

Ich habe einige grammatikalischen Fehler berichtigt und Geplänkel, wie "jetzt lassen Sie mich mal ausreden" weggelassen, aber keine Aussagen zu stark gekürzt wiedergegeben:

 

Christiansen: Ist Gegengewalt gegen Gewalt die Antwort auf Gewalt?
Kishon:

Die Antwort kann kein Ja, oder Nein sein. Wie Sie sicher wissen, habe ich meine Informationen über den Terror nicht über die Zeitungen oder das Fernsehen. Ich lebe in Israel. Ich bin Israeli. Ich bin kein Beobachter ich bin ein Zeuge. Ich habe ähnliche Ereignisse wie in Amerika erlebt. Nicht in diesen Maßstäben, aber vom Prinzip her. Die irakische Scout-Rakete war 14 Meter hoch und ist 30 Meter vor meinem Garten eingeschlagen. Dann habe ich ein anderes Erlebnis dieser Art, eine israelische Mutter hat mir einen Brief gebracht ? Ihr Sohn wurde mit 15 anderen Jungen und seiner Freundin an der Küste einige hundert Meter von meinem Haus entfernt getötet. Und bei dem toten Jungen hat man einen Brief an mich gefunden. Es war ein humorvoller Brief.

Christiansen:

Aber diese Vorfälle gibt es auf beiden Seiten.

Kishon:

Woher wissen Sie, dass es die Vorfälle auf beiden Seiten gibt? Sie bekommen die Informationen jetzt von jemandem, der dort lebt und nicht von Berichterstattungen, die sie Ihnen liefern. Ihre Frage war, ob es die Demokratie kann, ja? Gegen den Terror zu kämpfen? Sie könnte muss es heißen. Aber es ist sehr schwer für ein freies, demokratisches Land, wie Amerika, Deutschland und Israel es ist, gegen jene Kräfte zu kämpfen, gegen jene Systeme, für die das Menschenleben keinen Wert hat. Ich muss Ihnen noch einen Aspekt nennen, an den man nicht denkt. Der globale Kampf den Amerika - meines Erachtens lobenswert - führt, ist doch ein selektiver Kampf. In diesem Kampf wählt man aus, welche Terrorgruppe man bekämpfen möchte und welche nicht. Die längst organisierten, bestausgerüsteten Terrorgruppen, wie die Islamische Resistance Movement, welche man Hamas nennt, oder Hisbollah, oder der ägyptische Dschihat, oder der schwarze September und alle anderen Gruppen haben eine Immunität, weil sie gegen den jüdischen Staat kämpfen. Was wollen sie sagen?

Christiansen

Hier ist gegen den amerikanischen Staat gekämpft worden und darum geht es zunächst einmal. Wir kommen später auf den nahen Osten.

(...)

 

Kishon:

Ein Gegenschlag ist richtig und man könnte ihn durchführen. Aber ich möchte hier ein jüdisches Gesetz erwähnen, welches eigenartig ist. Nicht die Huren werden bestraft sondern die Zuhälter. Und so müsste es auch sein in diesem Fall. Man kann nicht jeden Terroristen erschießen oder töten. Aber jene Länder, die sie ausbilden, ausrüsten und schicken und hetzen, diese müssen mit Gewalt bestraft werden. Mit den Methoden des Kosovo.

Christiansen:

Wer ist ein Terrorist, wer ist ein Freiheitskämpfer?

Kishon:

Das entscheiden die Medien. In Nord-Irland kämpfen die katholischen Rebellen gegen das englische Militär, sie werden als Terroristen bezeichnet. Die Palästinenser kämpfen gegen die Israelis- sie sind Freiheitskämpfer. Jetzt frage ich mich, was ist der große Unterschied zwischen den beiden. Ich weiß es nicht. Aber anscheinend ist es eine - und entschuldigen sie, wenn ich es sage, aber so fühle ich - ist es eine Fortsetzung des 2000 Jahre alten guten alten Antisemitismus. Für die Taliban ist Bin Landen ein Freiheitskämpfer

(...)

 

Christiansen:

Können wir terroristische Gruppen mit demokratischen Mitteln bekämpfen? Sie sagen Nein- warum?

Kishon:

Ich sage das aus meiner Erfahrung heraus. Wir haben Andeutungen darüber gehört, dass Amerika eigentlich eine einseitige, israelfreundliche Politik führt. Aber nicht deswegen, weil Amerika Israel so gern hat, oder die Juden so gern hat. Israel ist der einzige, freie, demokratische Staat in einer Region, wo es nur (Militär) -Diktaturen, politische Korruption gibt, und keinen demokratischen Staat außer uns. Der amerikanische Kongress ist nicht bereit zuzulassen, dass der einzige demokratische Staat vernichtet werden soll. Jetzt: Ich weiß, wie schwer es für eine Demokratie ist, dagegen zu kämpfen. Das Menschenleben ist bei uns genauso heilig wie in Deutschland und Amerika und allen Kulturnationen. Warum bombardieren israelische Helikopter immer gelehrte Polizeistationen? Wir wollen nicht die Palästinenser töten.

Christiansen:

Ich meine das jetzt aber allgemeiner Herr Kishon. Sie haben gesagt, generell wird es für die Demokratien sehr schwierig, mit den Rechten, die sie ihren Bürgern gegeben haben, unsere Freiheiten, die wir sehr schätzen, den Terrorismus zu bekämpfen. Warum trauen sie das den Demokratien nicht zu?

Kishon:

Weil sie nicht die Staaten, die den Terror unterstützen bekämpfen und man kann den Terror nicht so bekämpfen, dass man einige Leute erschießt, oder dass man von dem Mullah der Taliban erwartet, er heißt Muhamet Omar Akup?, dass er jetzt seinen Schwiegersohn Osama Bin Laden ausliefern wird und damit ist der Terror in der Welt erledigt. Bitte lassen sie mich meinen früheren Gedanken beendigen. Man hat Jugoslawien damit gezwungen: Sie haben dort das Leben unmöglich gemacht. Wenn die Welt einmal entscheidet, wenn ein Land Terroristen ausbildet, hetzt, schickt, ausrüstet, dann wird dieses Land kurzweilig keine Elektrizität, kein Wasser, kein Radio, kein Telefon und so weiter haben, dann wenn einmal ein solches Muster kreiert wurde, dann wird jedes Land nachdenken, ob es sich lohnt, den Terror zu unterstützen. Wenn es nicht geschieht, und man nur spricht. - Und in der UNO ist eine arabische Mehrheit, da gibt es 21 Staaten. Wie kann man sich vorstellen, dass die etwas entscheiden, was wirklich die Unterstützung des Terrors verhindert? Wir wissen alle, die ganze Welt weiß, dass in Syrien, Libyen, Iran, Irak, Jemen, die Terroristen trainieren. Man macht nur nichts dagegen.  

(...)

 

Kishon:

Will ich ja nicht prophezeien, aber ich bin absolut überzeugt davon, dass in einigen Jahren die Terrorgruppen nukleare Waffen haben werden, wie sieht da ihr Standpunkt aus? Weiter reden? Handeln? [an Günter Beckstein gerichtet]. Das kann man nicht mit Worten oder milden schönen Ideen lösen.

(...)

Kishon:

Ich muss sagen: Sehr viele Wörter höre ich hier. Aber keine echten ehrlichen Antworten. Der Herr General (...) Schauen Sie, es ist vielleicht zum ersten Mal vorgekommen, dass es einem Land wie Russland gelungen ist, eine islamische Terrorgruppe zu vernichten. Wie haben Sie es gemacht? Nicht mit vielen Wörtern, sondern mit Ihrer Armee. Sie haben die Hauptstadt Grosny vollkommen zerstört. Es war nicht ein Haus geblieben, wo die Terroristen bleiben konnten. Und darum ist Tschetschenien nur durch einige kleinere Angriffe der Terroristen gestört. Und jetzt können Sie so viel über Demokratie sprechen, und das sind unsere Kinder und so weiter... [!?!] Die Wahrheit ist: Putin hat es geschafft den Terrorismus zu vernichten, aber mit der höchsten Gewalt und das ist die Wahrheit. Die Frau Ministerin und der Herr Minister. [Heidemarie Wieczorek-Zeul und Günter Beckstein] sind sehr sympathisch mit dem, was sie sagen, aber als jemand der mit dem Terror lebt muss ich sagen, es hat mit der Realität nichts zu tun. »Gerechtigkeit« wird das lösen, das ist eine solche naive Ansicht!

Wieczorek-Zeul:

Nein das wird nichts allein lösen, aber wie wir jetzt reagieren wird auch die Zukunft prägen. Das ist mein Punkt.

Kishon:

Die Zukunft wird geprägt werden, wenn die Welt es beweist, wie Präsident Bush es probiert, dass es kein Geschäft ist, Terroristen auszubilden. Aber das hat mit der Gerechtigkeit, oder menschlichen Gefühlen, Humanität nichts zu tun. Unser amerikanischer Freund [Jeffrey Gedwin] hat gesagt, Sie haben es mit »Killern« zu tun. Die glauben, dass, wenn sie unschuldige Leute mit einem Flugzeug in ein Hochhaus fliegen, wenn sie tausende Menschen töten, werden sie ins Paradies kommen. Sie wollen mit diesen Leuten verhandeln? Ich bin für die Methode der Russen.

(...)

Ruzkoi:

Nicht durch Verhandeln (...) Der Terrorismus muss in seinem Embryonalstadium, er muss an seiner Wurzel vernichtet werden.

Kishon:

Sie haben verhandelt nachdem sie ihn besiegt haben.