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Interviews und Artikel mit und über Ephraim Kishon

 

 

Hier einige Interviews aus »Was Sie schon immer über Ephraim Kishon wissen wollten...« und »Kishon für Kenner«:

Weitere Interviews unter Links

 

 

Fragebogen aus dem F.A.Z. Magazin

Was ist für Sie das größte Unglück?
Der Untergang der »Titanic«

Wo möchten Sie leben?
In der Schweiz als Gastarbeitsloser.

Was ist für Sie das vollkommene irdische Glück?
Junge Zwiebeln.

Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten?
Meine eigenen.

Ihre liebsten Romanhelden?
Sie erscheinen leider nur in Kurzgeschichten.

Ihre Lieblingsgestalt in der Geschichte?
Beria.

Ihre Lieblingsheldinnen in der Wirklichkeit?
Dolly Pipper und Ziva Lahat.

Ihre Lieblingsheldinnen in der Dichtung?
Nana von Emil Zola.

Ihre Lieblingsmaler?
Brueghel.

Ihre Lieblingskomponisten?
Offiziell Honegger, in Wirklichkeit Tschaikowski.

Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einem Mann am meisten?
Eigene Meinung.

Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einer Frau am meisten?
Die Hüften.

Ihre Lieblingstugend?
Dankbarkeit.

Ihre Lieblingsbeschäftigung?
Nichtstun.

Wer oder was hätten Sie sein mögen?
Ephraim Kishon, 25 Jahre jünger.

Ihr Hauptcharakterzug?
Konstruktiver Zynismus.

Was schätzen Sie bei Ihren Freunden am meisten?
Reichtum.

Ihr größter Fehler?
Krankhafter Perfektionismus.

Ihr Traum vom Glück?
Harmloses Rauschgift.

Was wäre für Sie das größte Unglück?
Keine Zwiebel zum Braten zu finden (siehe Frage 3).

Was möchten Sie sein?
Ölscheich in Israel.

Ihre Lieblingsfarbe?
Schwarz.

Wie möchten Sie sterben?
Plötzlich.

Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?
Vorsichtige Zufriedenheit.

Ihr Motto?
»Alles kann man dem Menschen nehmen, nur das nicht, was er gegessen hat.«

 

 

 

 

 

 

Interview mit der Berliner Zeitung

Cornelia Geissler, 22./23. August 1992

Bevor wir anfangen, muß ich Sie fragen, ob Sie Angst vor mir haben.

Ich habe Hitler, Stalin und alle Theaterkritiker der Welt überlebt- warum soll ich da vor Ihnen Angst haben?

 

Sie haben es selbst einmal gesagt: Ich habe keine Angst vor Terroristen, ich habe Angst vor Journalisten

Das ist wahr. Die sogenannte freie Presse setzt sich in letzter Zeit über jegliche Grenzen der Ethik hinweg. Da spreche ich gar nicht von mir. Denken Sie an diese arme königliche Familie in England: Die können nicht mal husten, ohne daß sofort in den Zeitungen steht, sie hätten AIDS. Und wenn die Prinzessin die Treppe herunterfällt, heißt es, sie wollte sich umbringen.

 

Und was ist Ihnen passiert?

Ich erlebe es immer wieder, daß die Leute nur zu mir kommen, um ein Alibi zu haben. Sie schreiben aber, was sie wollen. Neulich war einer da und fragte: »Herr Kishon, ist es wahr, daß Sie sehr frustriert sind?« Ich antwortete »Nein, im Gegenteil, ich fühle mich wunderbar, ich sehe keinen Grund frustriert zu sein.« Aber was steht bereits in der Überschrift? Kishon: »Ich will nicht mehr leben«! Es ist also absolut unwichtig, was ich sage.

 

Sie waren jetzt in verschiedenen Städten der neuen Bundesländer. Wie werden Sie hier aufgenommen?

Das ist wirklich eigenartig. Ich bin nun schon zum zweitenmal hier und hatte ursprünglich gefürchtet, daß mich sehr wenige Leute kennen. Ich war boykottiert. Erich hat verboten, daß ich herkomme.

 

Und erst in den achtziger Jahren ist etwas von Ihnen in der DDR erschienen.

Ja, ein tapferer Lektor von »Volk und Welt« hat es gewagt, ein Buch von mir zu bringen. Das war die »Beste Ehefrau«, und weil es nicht verboten wurde, hat er noch den »Blaumilchkanal« gemacht. Allerdings mußte er auch in den Klappentext schreiben, daß ich ein schrecklicher Reaktionär sei. Das ist wohl einzig in der Welt, daß ein Verlag seine eigenen Autoren schlechtmacht. Beide Bücher erschienen nur in sehr kleinen Auflagen, so daß die Leser versuchen mußten, sie auf Unwegen zu bekommen. Aber jetzt erlebe ich, daß eine Sintflut von Leuten kommt, und alle haben im Westen gedruckte Bücher dabei - geschmuggelte Bücher, verstehen Sie? Das Interesse ist rührend. Nicht nur, weil so viele kommen, sondern weil die Leute eine so positive Einstellung, wenn nicht sogar Liebe ausstrahlen. Ich gehe immer mit jeder Menge Blumen nach Hause... Es ist hier ein viel dankbareres Publikum als im Westen.

 

Nun sind in diesem lange geteilten Land zwei neue Spezies Mensch entstanden, die auch den Kabarettisten viel Stoff geben: die Ossis und die Wessis. Haben Sie auch etwas davon bemerkt?

Das ist nicht schwer zu bemerken. Und man muß nicht Historiker oder Psychiater sein, um zu verstehen: Die Westler sind unzufrieden, und die Ostler sind unzufrieden. Alle sind unzufrieden. Das ist eine sehr dumme Sache, weil es unvermeidlich ist. Diese Einheit war absolut nötig und absolut richtig. Wer glaubt, weil er mehr Steuern zahlen muß oder noch sechs Monate arbeitslos ist, hätte man dies nicht tun sollen, der irrt gewaltig. Wenn sich die Ossis und die Wessis davon überzeugen wollen, daß die Einheit richtig war, dann sollen sie sich mal ansehen, wie die Italiener und die Franzosen vor dem vereinigten Deutschland zittern.

 

Das ist ja nun kein Grund, stolz zu sein. Finden Sie eigentlich, daß das Verhältnis zwischen Israel und der Bundesrepublik jetzt neu bestimmt werden müßte?

Unserer Verhältnis ist schon besser geworden. Was man hier nicht weiß ist: Deutschland ist eigentlich unser einziger Freund in Europa. Ein starkes Deutschland ist gut für Israel, deshalb freue ich mich sehr über diese Vereinigung.

 

Aber zurück zu ihrem Land. In Israel hat sich durch die Regierung Rabin schon einiges geändert. Wie beurteilen Sie das?

Ich halte das für eine sehr positive Wendung. Weil Rabin uns die Gewißheit dafür gibt, daß die Sicherhet Israels nicht geopfert wird. Wenn man über unser Land und die Palästinenser spricht, ist viel Falsches in Unlauf. Wir sind nicht gegen die Palästinenser, sie werden Frieden haben - das ist kein Problem. Aber ein Problem sind 21 arabische Staaten mit 200 Millionen Einwohnern auf einem Gebiet zweimal so groß wie Europa, deren einziger Wunsch es ist, Israel zu vernichten. Die ihren gesammten Reichtum, den sie durch das Öl bekommen, nur benutzen, um Waffen zu kaufen.

 

Ich hatte angenommen, Sie würden Yitzhak Rabins Politik nicht befürworten...

Weshalb? Sie haben sicher irgendwo gelesen, ich sei ein fanatischer Chauvinist.

 

Stimmt. Das sollen Sie sein.

Nein ich habe keinen Grund dafür.

Ich bin nicht für den biblischen Traum eines großen Israels. denn er ist nicht realisierbar. Es wäre sehr schön, ein solches Imperium zu haben. Aber wir können so nicht leben, gegen so viele Araber. Und die Tatsache, daß auch die Araber jetzt zu einem Kompromiß bereit sind, hat einen bestimmten Grund. Die so gescholtenen Siedlungen nämlich haben die Araber an den Verhandlungstisch gebracht. Weil sie gemerkt haben, die Zeit arbeitet nicht für sie

 

Stimmt es, daß Ihre Frau Palästinenserin ist?

Sie ist in einem Staat geboren, der Palästina genannt worden ist. Aber sie ist eine Jüdin. Ihre Eltern sind schon dort geboren; nur ich bin der bloody foreigner.

 

Haben Sie manchmal bei einem Streit mit Ihrer Frau um Ihren Ruf gefürchtet? Schließlich ist sie in Ihren Büchern die beste Ehefrau der Welt...

Die offzielle Definition heißt: die beste Ehefrau von allen.

 

Sie wären Lügen gestraft worden, wenn Sie sich von der besten Ehefrau von allen getrennt hätten!

Tatsache ist: Die Ehe ist eine sehr heuchlerische Institution. Aber Fakt ist auch: Ich bin mit dieser Frau 33 Jahre verheiratet. Punktum ich schätze sie sehr, sie schätzt mich sehr. Sie ist eine selbständige Frau, die sehr erfolgreich eine Galerie führt. Wir haben zwei Kinder, ich habe einen dritten Sohn aus meiner ersten Ehe, da war ich mit einer Wienerin verheiratet. Das ändert meine Meinung über die Institution Ehe nicht. Aber meine ist eine Ausnahme.

 

Was arbeiten Ihre Kinder?

Dr. Rafael Kishon ist Tierarzt, Dr. Amir Kishon ist Computerspezialist. Meine liebste Tochter Renana ist mit einem Rechtsanwalt verheiratet, und selbst ist sie Grafikerin und rothaarig.

 

Sie schreiben also alle drei nicht? Sind Sie darüber traurig?

Doch, Rafael schreibt kleine Geschichten über Tiere für Kinder und ist deswegen sehr beliebt in Israel. Aber ansonsten haben sie Gott sei Dank normale Beschäftigungen und nicht diese unmenschliche Sache, dass man ein ganzes Leben lang in einem dunklen Zimmer sitzt und kleine Buchstaben schreibt. Und noch dazu gegen den internationalen Verkehr: von rechts nach links. Ich komme, wie Sie wissen, aus Ungarn und habe dort schon einiges veröffentlicht. So habe ich 25 Jahre von links nach rechts und dann 25 Jahre von rechts nach links geschrieben.

 

Mittlerweile schreiben Sie ja auch auf deutsch, wahrscheinlich, um wieder die Richtung zu wechseln.

Na ja, Englisch kann ich besser. Aber seit »Picasso war kein Scharlatan« habe ich alle meine Bücher selbst auf deutsch geschrieben, weil vor dreizehn Jahren Friedrich Torberg, mein großer Übersetzer, gestorben ist.

 

Haben Sie keinen anderen gefunden?

Einen anderen gibt es nicht. Ich wollte mir diese Anstrengung ersparen, aber die anderen Versuche waren unbrauchbar. Die Leser hatten sich gewundert, ob die Geschichten von mir stammen, so langweilig und humorlos gerieten sie. Ich übersetze nun selbst, in eine Sprache, die ich nur aus den Übersetzungen meiner eigenen Bücher gelernt habe.

 

Eigentlich müssten Sie noch Japanisch lernen, um auch von oben nach unten schreiben zu können.

Es war genug für mich, Hebräisch zu lernen. Ich habe keine graue Zelle mehr frei dafür ? sie sind alle beschäftigt.

In Ihrem Alter stünde Ihnen eigentlich Rente zu, und Sie haben früher selbst angedeutet, Sie wollten sich mit sechzig zurückziehen.

Ich habe mich zurückgezogen. Als ich 60 wurde, habe ich aufgehört, meine tägliche Kolumne für »Maariv«, die größte israelische Tageszeitung zu schreiben. Also habe ich mich zu Ruhe verurteilt; nur arbeite ich seither mehr denn je. Es kommen so viele Angebote, wie ich sie im Leben nicht hatte.

 

Wie arbeiten Sie eigentlich? Müssen Sie streng recherchieren?

Ja, ich habe zum Beispiel das Theaterstück »Es war die Nachtigall« verfasst. Dafür musste ich alle Werke von Shakespeare durchwühlen. Ich habe mich auch mit Shakespeares Biographie beschäftigt, weil er Teilnehmer dieser Vorstellung ist. Natürlich müssen wirklich gute Sachen sehr gut vorbereitet sein und sehr viele Male korrigiert werden.

 

Sie sagen, Sie arbeiten immer weiter, weil Sie immer mehr Aufträge bekommen. Könnten Sie nicht einfach sagen: Schluß, ich höre auf! Und sich ein schönes Leben gönnen?

Das »Stop the music« wird kommen, wenn meine Leser mir eine Andeutung geben: So, mein Lieber, genug. Wir sind satt von dir. Dann werde ich mit großer Freude aufhören. Aber die Tatsache, daß die Bücher sovieltausendmal gekauft werden, ist ein moralischer Druck für mich. Im Moment erlebe ich eine Renaissance im Ostblock. Die Leser dort entdecken mich jetzt erst. So bin ich in Jugoslawien inzwischen bekannter als in Deutschland; ich habe ungefähr 15 Bücher in serbokroatisch und slowenisch veröffentlicht.

 

Vielleicht haben sie ein Wundermittel in der Hand, oder wenigstens eine Idee, wie dort die Völker zur Ruhe kommen könnten?

Nein. Das ist ein alter, alter Haß. Die Serben wurden im Zweiten Weltkrieg von den Deutschen ohne Provokation angegriffen, die Kroaten haben mit den Nazis mitgemacht und die Serben abgeschlachtet. Der Haß ist begründet, weil die Kroaten wirklich ein Naziland waren, wo die grausamste Judenverfolgung geschehen ist. Die Serben haben den Juden geholfen, sie haben sie versteckt. Aber die Serben sind heute nicht nur gute Soldaten, sondern augenscheinlich auch sehr wilde Soldaten.

 

Da ist die Satire machtlos?

Ja. Wo die Kanonen sprechen, schweigt die Muse. Satire hat dort nichts zu suchen.

 

Die meisten Texte über Sie beginnen damit, dass Sie schon soundsoviel Bücher und in soundsoviel Millionen Auflage veröffentlicht haben. Schmerzt es Sie, dass sie nicht eher anfangen: Solche Humoresken wie Kishon schreibt kein anderer?

Also, ich setze doch nicht diese Sachen in die Zeitung. Oft fragt mich ein Journalist, wie hoch meine Auflage sei, und ich antworte: »Warum ist das so wichtig?« Dann sagt er: »Sind es 12 Millionen?« Und ich antworte natürlich »38!« Er schreibt es später so auf, als hätte ich es zuerst gesagt.

 

Sie lesen`s wahrscheinlich auch ganz gern.

Warum nicht? Soll ich mich dafür schämen, dass ich in so vielen Sprachen erscheine?

 

Mich interessiert da eher, ob das Ihr Selbstbewusstsein als Schriftsteller kränkt?

Das ist richtig. Ich habe gerade in einem Vorwort geschrieben: Niemand sagt über Pavarotti: »Er ist ein Erfolgssänger« oder über Dali, dass er ein Erfolgsmaler ist. Aber man beneidet mich ein bisschen um den Erfolg. Dann aber zu erklären, dass dies daran liegt, weil ich so gute Bücher schreibe, möchte man nicht. Also schreibt man: Er ist ein Erfolgsschriftsteller, im Gegensatz zu anderen möchte er hohe Auflagen und viel verdienen.

 

Lesen Sie die Kritiken, die über Ihre Bücher und anderen Arbeiten geschrieben werden? Gibt es Urteile, die Sie akzeptieren können?

Man muß zwischen den Sparten unterscheiden. Eine schlechte Theaterkiritik kann wirklich schaden. Wenn der Rezensent schreibt, die Hälfte des Publikums sei gelangweilt in der Pause gegangen, dann geht man nicht in das Stück. Literaturkritik hingegen ist ein familiäre Angelegenheit. Sie wird nur von den Redakteuren, Autoren und Verlegern gelesen. Auf den Leser der Bücher hat sie wenig Wirkung. Und Filmkritiken kommen in der Regel zu spät. Heutzutage kommt ein Film mit 1000 Kopien heraus, und in der ersten Woche entscheidet das Publikum über den Kassenerfolg. Ich lese die Kritiken meiner Arbeiten mit Interesse. Manchmal spüre ich dabei einen persönlichen Unterton -  nun, die meisten Theaterkritiker sind verhinderte Theaterautoren... Aber wer für die Kritiker schreibt, muß eine sehr kleine Auflage haben.

 

Sie haben ja neben den Kurzgeschichten und Theaterstücken auch Hörspiele und sogar eine Oper verfasst, sieben Filme gedreht... Was machen Sie eigentlich am liebsten?

Am liebsten? Nichts!

 

Glaube ich nicht.

Wirklich! Ich stehe unter solchem Zeitdruck, dass ich gar nicht vor meinen Erfolgen flüchten kann. Ich komme zu keinem Ende. Dabei hätte ich sehr gern mehr Zeit zum Lesen, zum Spielen; ich bin ein sehr guter Billardspieler und ich bin im Schach schon gegen Kasparow und Karpow angetreten.

 

Was wünschen Sie sich persönlich?

Für den Rest meines Lebens möchte ich einfach gesund und reich sein. So. Und jetzt können Sie mich verachten.

 

 

 

 

 

 

Interview in der Zeitschrift Der Playboy

(geführt von Raimund Le Viseur)

 

Es gibt auf der ganzen Welt keinen anderen Schriftsteller, der wie Sie mit seinem Land identifiziert wird. Das Komische daran ist nur: Sie bringen Millionen Leser zum Lachen - während Israels Situation eigentlich nie zum Lachen war. Was steckt hinter der Gleichung: Israel- Kishon?


Der erste Grund ist wahrscheinlich der, dass ich mich mit meinem Volk identifiziere. Es gibt heutzutage nicht viele Leute - es müssen nicht unbedingt Schriftsteller sein -, die sich mit ihrem Land so identifizieren. Besonders nicht in Deutschland, wo es zumindest nach dem Krieg Mode war, zu sagen: Ich bin kein Deutscher, ich fühle mich ebenso gut als Bürger der ganzen Welt.
Ich habe immer Mitleid mit diesen Leuten gefühlt, die eigentlich zu niemandem gehören, zu keinem Volk. Ein Kosmopolit - was ist das? Das ist ein Vakuum.
Ich bin nicht nur ein Israeli. Ich habe auch die negative ;Erfahrungen gemacht, wie es ist,. wenn. man kein Israeli ist - weil Ich in der guten, alten Hitlerzeit gelebt habe, ohne : Israel. Ich weiß, wie es ist, eine Minderheit, ein Jude zu sein. Deswegen bin ich diesem Land außerordentlich dankbar. Es hat mir meine menschliche Ehre zurückgegeben. Heute halte ich mich einen größeren Teil des Jahres außerhalb Israels auf. Aber ich kann das nur, weil ich Israel habe und ein Israeli bin.

Was bedeutet es für Sie als Schriftsteller heute, Jude zu sein? Früher hat das Männer wie Werfel, wie Kafka, wie Tucholsky gezeichnet.


Dass ich ein Jude bin, hat fast keinen Einfluss auf mein Schreiben und auch keinen Einfluss auf mein Leben. Hier in Israel sind wir keine Juden. Die alten Probleme existieren für uns nicht. Nur in den Zeiten, in denen man eine antisemitische, rassische Verleumdung verbreitet - wie es die Vereinigten Staaten getan haben -, sind wir für einige Wochen wieder Juden. Sonst aber denken wir nie daran.
Wenn Sie meine Kinder fragen würden: Was heißt es, Jude zu sein - Sie würden von ihnen völlig verständnislos angeschaut werden. Die Kinder würden die Frage nicht verstehen. Genauso wäre es, wenn man ein norwegisches Kind fragte: Was heißt es, Norweger zu sein? Es ist eine ganz natürliche Sache. Deswegen musste man den jüdischen Staat gründen: damit unser Kinder von diesen Problemen gar nichts mehr wissen.
Wenn dieses Thema doch in meinen Schriften vorkommt, dann habe ich das nicht als Jude, sondern als Israeli getan, für ein Land, das im Belagerungszustand ist, das um sein Leben kämpft.. Ich würde mich nicht als ein jüdischer Schriftsteller bezeichnen, sondern als ein israelischer Schriftsteller.

Sie waren für Millionen Leser, vor allem in Deutschland, lange Jahre die Verkörperung jenes Bildes, das man sich von Israel gemacht hat: Israel als der kleine, pfiffige David, der gegen alle möglichen Goliaths antrat und es mit Improvisation, Witz und Schnelligkeit immer wieder geschafft hat. Inzwischen hat sich das Bild Israels gewandelt. Aus dem kleinen Entwicklungsland Israel wurde im Bild der Öffentlichkeit eine bisweilen sogar militaristisch genannte Erfolgsnation, eine Mischung von Schweiz und DDR sozusagen.
Hat sich auch Ihr Schreiben mit diesem Wandel des Israel-Bildes verändert?


Diese veränderte Einstellung der Weltöffentlichkeit gegen über dem siegreichen Israel ist eigentlich ein Sieg der arabischen und kommunistischen Propaganda. Es ist diesen Ländern durch ihre professionelle Propagandamaschine gelungen, von Israel ein falsches Bild zu zeichnen. Sie haben die Methoden von Goebbels gelernt: Wenn man etwas immer wieder sagt, vergißt man, wie die Wahrheit aussieht. »Die Juden sind unser Unglück« - das hat man bei den Nazis jeden Tag gesagt. »Das aggressive Israel, das militärische Israel« - das sagen die Araber heute ständig.

Man hat dabei vollkommen vergessen, dass 1967 Israel angegriffen wurde. Man hat aus unserem Verteidigungskrieg und -sieg einen aggressiven Krieg gemacht. Ich muss diesen Propagandisten für ihre absolut professionelle Arbeit gratulieren.
Wir haben uns nicht verändert, wir sind dieselben geblieben: ein Volk, das die größte Last in der Geschichte trägt. Ich kenne kein anderes Volk, das kaum drei Millionen Menschen hat und solch eine Last tragen muss: hundert Millionen Araber als Feinde, die reichsten Länder der Welt, deren Armeen stärker sind als die der NATO. Ende des nächsten Jahres haben sie über zehntausend Panzer...

Ihnen gegenüber stehen drei Millionen todmüde, erschöpfte Juden, die dreimal soviel arbeiten müssen, um ein Lebensniveau zu haben wie in Europa. Sie müssen sich ein eigenes Kampfflugzeug bauen, sie müssen die beste Armee haben, sie müssen für neue Einwanderer sorgen, sie müssen neue Straßen und Städte bauen, sie müssen aber auch leben und Musik hören, Kinder bekommen, aufziehen - ja, es geht einfach nicht!

Ihre Frage war nun: Wie kann man in diesem Zustand humoristische Sachen schreiben? Ohne spüren zu lassen, dass der Schriftsteller sie in einem Kriegszustand geschrieben hat?
Ich muss Ihnen sagen: Das ist ein Wunder der menschlichen Natur. Die menschliche Natur hat einiges sehr weise geplant. So vergisst man zum Beispiel die schlechten Erlebnisse. Wenn wir all unsere schlechten Erlebnisse in der Erinnerung mit uns schleppen müssten, könnten wir nicht leben. Es ist eine kleine Maschine in unserem Kopf, die wirft das hinaus: Die Hitlerzeit... ich erinnere mich schon gar nicht mehr! Es war doch sehr nett! Ein weiteres Gerät in unserem Kopf sorgt dafür, dass wir uns an alle menschliche Situationen gewöhnen. Ein kleines Gerät, das auch hier in Israel arbeitet... Hier schießt man, hier ist man bedroht, hier weiß ich nicht, wann mein Auto gesprengt wird ? doch all das ist für uns seit 30 Jahren eine ganz natürliche Situation geworden. Wir leben wie Japaner, die wissen, dass der Taifun kommt.

Und immer wenn der Taifun kam, haben Sie sich hingesetzt und etwas geschrieben, worüber die Menschen lachen mussten? In Ihrem Herzen waren Sie doch voller Bitterkeit, voller Trauer, voller Wut. Wie kommt es, dass Sie dennoch komisches schreiben konnten?

Weil Tragödie und Komödie im menschlichen Leben so nahe beieinanderliegen. Auch auf der Bühne, auch beim Schreiben. Man weiß eigentlich nicht ganz genau, wo die Grenze ist. Man sind meine Tränen vom Lachen und wann vom Weinen ? Es kann auch alles zusammen sein. Wenn Sie meine Sachen lesen, die ich in historischen Zeiten geschrieben habe ? sie bewegen sich auf dieser Grenze. Man fühlt, dass sie mit viel Leiden geschrieben wurden. Aber ich habe nicht auf diese Wunderbare Waffe der Satire verzichtet. Ich danke jeden Tag dem Allmächtigen, dass ich diese Fähigkeit bekommen habe, die ernsten Sachen auch von einer satirisch-ironischen Seite betrachten zu können. Je schwerer Tage sind, desto besser schreibe ich.

Meine seelische Verfassung hat überhaupt nichts mit dem Produkt zu tun, an dem ich arbeite. Ich habe die lustigsten Sachen, die besten Humoresken - über die sogar ich selbst heute noch lachen kann - in schwerer Depression geschrieben. Dieses neurotische Wesen, das sich Schriftsteller nennt, kann deprimiert sein mit und ohne Grund. Darum bin ich professioneller Schriftsteller: Ich kann auch schreiben, wenn ich deprimiert bin, wenn die Muse mich nicht küßt. Ich leide. Ich schwitze. Das ist die wunderbare und schreckliche Sache, dass der Humorist mit weinendem Herzen lachen und schreiben kann.
Ich habe die komischsten Sachen in deutscher Gefangenschaft erlebt und geschrieben. Das kleine Gerät hat immer gesagt: Ihr sollt den Humor nicht vergessen!
In einem Arbeitslager in der Tschechoslowakei wurden wir planmäßig geschunden. Wir sollten dort so lange arbeiten, bis wir krepieren. So hat man es uns jedenfalls am ersten Tag erklärt.

Ein sadistischer Feldwebel befahl uns, einen Graben zu graben. Am nächsten Tag befahl er uns, den Graben zuzuschaufeln -und so weiter, graben, zuschütten, das alte Lied. Einmal waren wir gerade wieder beim Graben. Neben mir arbeitete ein Freund, ein Rechtsanwalt. Da kam der Feldwebel und begann, mit meinem Freund zu schreien: Wie arbeitest du? Soll das ein Graben sein? Das nennst du Graben?
Da hat mein Freund etwas geantwortet, was für ihn hätte tödlich sein können. Er hat gesagt: »Lieber Herr Feldwebel, wenn er Ihnen nicht gefällt, nehmen Sie sich einen anderen Rechtsanwalt.«

Dafür hat man ihn auf dem Hof aufgehängt und geschlagen. Halbtot ist er zurückgekommen, und ich habe ihn gefragt: Warum hast du das gesagt? Darauf meinte er: Ich konnte nicht widerstehen.
Für ihn war es in dieser Minute wichtiger, etwas Geistreiches zu sagen, als sich zu ersparen, was danach gekommen ist. Das wollte ich damit sagen: Es ist dieses kleine Gerät, das uns rettet. Leute, die zum Tod verurteilt sind, sind voller Humor. Wenn man mich heute fragte: Herr Kishon, wie sind Sie eigentlich zur Satire gekommen - dann antworte ich: Herr Hitler persönlich hat mich zum Satiriker gemacht.

Weil Sie gemerkt haben, wie verrückt diese Welt ist? Weil Lachen die letzte Waffe ist, um seine Würde als Mensch zu bewahren?

Ja, es bleibt nichts anderes. Nur lachen. Jemand, der lacht, ist nicht besiegt. Solange ich lachen kann, bin ich noch ein Mensch mit Ehre. Das habe ich als kleines Kind entdeckt. Die Menschheit ist vollkommen unmoralisch, wahnsinnig. Der Beweis kann Hitler sein oder die UNO-Resolution, die das jüdische Volk als Rassisten bezeichnet.
Als ich achtzehn Jahre alt war, mit dem gelben Davidstern in Budapest auf der Straße ging, habe ich in den Spiegel geschaut. Dort habe ich gesehen: mich, einen mageren, blonden, blauäugigen, ganz typischen Arier, Ferenc Hoffmann mit Namen, der besser Ungarisch sprechen und schreiben konnte als jeder seiner nichtjüdischen Mitschüler. Dessen Großeltern seit sechs Generationen in Ungarn gelebt und sogar an der großen ungarischen Revolution 1848 gegen Österreich teilgenommen hatten. Ich habe in den Spiegel geschaut und mich gefragt: Was wollen sie von mir? Was habe ich gemacht? Warum wollen sie mich töten? Warum hassen sie mich?
Und dann hat dieser kleine Bursche mit den blauen Augen für sein ganzes Leben festgestellt: Die Menschheit ist verrückt. Und diese Behauptung ziehe ich auch heute nicht zurück.

Dennoch haben Sie keine Begabung zum Haß

Nein. Ich sehe die Leute als sehr schwache Wesen. In der Bibel steht ganz am Anfang geschrieben: Der Mensch ist schlecht von Geburt. Nicht nur schlecht - schwach. Ich kann Ihnen nicht beschreiben, wie komisch jeder Mensch ist, wieviel er lügt, wie heuchlerisch er ist. Er sagt nicht ein Wort, das er wirklich denkt. Er spricht hoch und denkt immer sehr niedrig. Wie egozentrisch ist jeder Mensch! Wie wichtig ist nur er, er, er, wie eingebildet ist dieses kleine Wesen, kleiner als ein Bazillus! Es ist nicht mal ein Bazillus, es ist ein Teil von einem Bazillus, wenn man an das Universum denkt.
Er wohnt auf dem kleinsten Stern im kleinsten Sonnensystem -und dieser kleine Bazillus denkt, dass er etwas Großes ist, dass er wichtig ist. Er ist urkomisch. Ich schaue die Menschen an, auch mich selbst - alle sind so. Ich bin nicht besser, ich bin auch so.
Solange man ein Mensch ist, noch kein Tattergreis und nicht mehr ein Säugling, in der Durchgangsperiode zwischen diesen beiden Extremen, sind wir natürlich eitel. Bin ich besser? Nein. Einzig und allein der Unterschied besteht, dass ich weiß, was ich bin. Ich sehe mich selbst von oben als dritte Person. Manchmal -Sie werden mich auslachen -in größter Sorge und Depression, kann ich anfangen zu lachen und mir sagen: Du bist ein Idiot! Niemand ist da, nur ich selbst. Meine Meinung über die großen Menschen ist ebenso - sie sind ebenso klein wie die anderen. Das ist kein Hass, das ist auch kein Kampf - ich lache.
Manche Leute glauben, ein Schriftsteller ist ein Schriftsteller, weil er schöne Wörter zusammenstellen kann. Das ist Unsinn.
Ein Schriftsteller ist ein Schriftsteller, weil er die Dinge beobachtet. Er sieht die Dinge anders. Er sieht sie entweder tiefer, dann kann er ein Philosoph, ein Dichter sein - oder er sieht sie anders, dann ist er ein Humorist oder Satiriker.

In Ihrem großen Erfolg in Deutschlands Buchläden, in Beste Familiengeschichten, haben Sie sich ganz geringfügige familiäre Ereignisse als Stoff für Ihre Humoresken genommen. Was da erzählt wird -ist das eigentlich wirklich so passiert, oder hätte es nur so passieren können?

In einer humoristischen oder satirischen Erzählung ist immer ein wenig Übertreibung. Mit Übertreibung kommt man der Wahrheit näher.
In diesen Familiengeschichten habe ich ausnahmsweise nicht gegen die Regierungen, gegen die Vereinten Nationen und die Araber geschrieben, sondern über meine Familie, besser: gegen meine Familie. Man kann Satire auch über die eigene Familie, über die eigene kleine Tochter, schreiben - noch besser über den blöden Vater, der ich bin. Sie haben gefragt, ob die Sachen so geschehen sind. Wenn in einer Satire die Wahrheit nicht da ist, dann ist das eine Ohrfeige und keine Satire. Dann ist das eine vulgäre Verleumdung. Lesen Sie beispielsweise die amerikanische satirische Literatur. Sie finden da etwa zwei Millionen Artikel über die schmutzigen Tricks von Richard Nixon.

Aber Sie werden nicht eine einzige Satire lesen über einen Misserfolg Nixons in der Außenpolitik. Hätte man darüber geschrieben, die Leute hätten nicht gelacht. Wenn ich über eine Satire lache und mich identifiziere, dann ist ein Kern von Wahrheit darin. Wenn ich über meine Kinder schreibe und die Leute lachen, dann heißt das: Die Situation ist richtig und korrekt. Wichtig ist dieser Kern der Wahrheit. Wenn ich im Theater oder auf einem öffentlichen Platz bin, nehme ich plötzlich ein Stück Papier heraus und schreibe etwas auf: Ich habe den Kern gefunden. Das können Gedanken sein, das kann ein Wort sein, oder es ist schon eine ganze Geschichte, ein ganzes Stück.

Mein Stück Es war die Lerche ist aus einem solchen Satz entstanden. Vor zehn Jahren habe ich mal auf einen Zettel geschrieben: »Scheidungsprozess von Romeo und Julia. « Daraus ist all das entstanden, was Sie jetzt in Hamburg, Berlin, München auf der Bühne gesehen haben. Diese wenigen Wörter sind schwerer und wichtiger als alles andere, was ich danach geschrieben habe und was man dann zweieinhalb Stunden lang gespielt hat. Es ist am schwersten, diesen Kern zu finden. Wenn ich den Kern aufgeschrieben in der Tasche habe, ist das besser, als die Sache im Kopf zu haben. Denn ich vergesse es sofort, ich bin schon senil. Habe ich es schriftlich, bin ich so ruhig, als hätte ich einen Vertrag. Es dann zu schreiben ist eine normale Ausarbeitung, die ein professioneller Satiriker, ob deprimiert oder nicht, gut gelaunt oder nicht, abends oder morgens, immer machen kann. Das ist dann nur noch eine Frage von Zeit.

Hat sich Ihre Frau, haben sich Ihre Kinder noch nie dar über beschwert, dass der Herr Papa sie für seine Satiren ausbeutet?

Für die Kinder ist das ganz natürlich. Und meine Frau hat noch nie gesagt: Wie sehe ich eigentlich aus in den Augen der Leser!
Ich kritisiere ja auch fortwährend Israel, ich bin der schärfste Kritiker meines Landes. Und noch nie habe ich gehört, dass einer sagt: »Mein Herr, Sie hassen Israel!« Alle fühlen, meine Motive sind positiv. Sie kennen in Deutschland nicht alles, was ich geschrieben habe. Ich bin immer mit den schärfsten Worten über die Bürokraten in Israel hergezogen -in Satiren. Wenn jemand glaubt, dass ich mein Land als ein Superland oder mein Volk als ein Supervolk ansehe -nichts stimmt. Sie haben die gleichen Fehler und Schwächen, die gleichen negativen Eigenschaften, die alle Völker haben. Der einzige Unterschied ist der, dass es mein Volk ist. Mein Sohn ist ein Schwindler, er lügt -aber er ist mein Sohn! Das ist ein großer Unterschied.
Der Jom- Kippur- Krieg war leider kein Heilmittel. Wenn er ein Heilmittel war, dann als eine Schocktherapie. Aber ich bin kein großer Verehrer dieser Therapie. Der Krieg, das muss ich leider sagen, war keine Ursache, sondern eine Konsequenz. Die Konsequenz aus einer unverständlichen, schrecklichen Vernachlässigung unseres Verteidigungssystems. Wir waren ähnlich wie eine Fußballmannschaft, die es gewohnt ist, immer mit vielen Toren Vorsprung zu gewinnen. Langsam glaubt sie, dass sie immer gewinnt. Das war unser historischer Fehler. Ich will darüber jetzt nicht sprechen, ich könnte ein Buch darüber schreiben. Ich kann Ihnen nur sagen: Wir sind noch immer paralysiert. Wir verstehen nicht, wie es dazu kommen konnte, dass ein Land, das im Kriegszustand ist, so überrascht wurde.
Dafür kann es keine Entschuldigung geben. Die ganze Führung von damals ist weg.

Ist nicht all das, was heute gegen Israel in der Welt, in den Vereinten Nationen geschieht, die Quittung für die Selbstzufriedenheit nach dem großen Sieg im Sechs- Tage-Krieg 1967? Hat Israels damaliger Außenminister Abba Eban überhaupt auf die Länder der dritten Welt gehört? Hätte er nicht die Isolation Israels in der UNO rechtzeitig verhindern können?

Ich glaube nicht, dass Abba Eban schuld daran war, dass die afrikanischen Staaten uns verlassen haben. Das ist eine spezifische Frage der großen Zahl: Da gibt es hundert Millionen Araber, die Öl haben -und da sind die Bettler, drei Millionen arme, erschöpfte Israeli. Zu wem geht man? Zu den Reichen. Politik ist keine moralische Frage. Jeder geht mit dem Starken. Nur die sehr Starken, wie Amerika, können sich moralische Verpflichtungen leisten. Es würde mich interessieren, wie die Welt aussähe, wenn es hundert Millionen Israeli und nur drei Millionen Araber gäbe. Dann sprechen wir uns wieder. Die Araber haben bisher Waffen für 36 Milliarden Dollar gekauft. Das ist soviel wie die größten europäischen Staaten zusammen haben. Deutschland hat nicht ein Viertel davon. Warum kaufen sie diese Waffen? Nicht für ein Museum und nicht, um die Spanische Sahara zu erobern, sondern weil sie einen großen Vernichtungskrieg gegen Israel vorbereiten. Die einen - der Irak, Libyen, Syrien - sagen ganz offen: Wir wollen Israel erobern und ausradieren. Die anderen - wie Ägypten - sagen: »Warten wir noch, warten wir die richtige Zeit ab! Erst sollten wir Israel zurückdrängen in seine einstigen Grenzen. Wenn wir erst dort sind, wird die Welt andere Probleme haben. Dann werden wir Israel vernichten.«

Sadat ist ein Realpolitiker. Er sagt: Jetzt geht es nicht - warum soll ich mein ganzes Land fortwährend in einem Kriegszustand halten? Wo ich sowieso alles zurückbekomme durch Amerika? Die Kreuzritter waren hier, wir haben sie auch ausgerottet...
Wenn man mich fragt, warum die Araber Israel vernichten wollen, dann sage ich: Wenn ich ein Araber wäre, würde ich vielleicht auch diese Vernichtung wollen! Israel ist ein Fremdkörper in der großen arabischen Nation.

Fügt sich nicht Israel im Laufe der Jahre trotz allem immer mehr in diese Region, in diesen Vorderen Orient ein? Verliert es nicht allmählich seinen Charakter als Fremdkörper?

Es findet ein sehr schneller Prozess in dieser Richtung statt. Wenn ich Ihnen sage, dass mein Sohn Rafi perfekt Arabisch spricht. ...Wenn ich Ihnen sage, dass bei uns schon jedes zweite Wort Arabisch ist... Dass unser ganzes Benehmen, unser Essen immer orientalischer werden... Als ich hier angekommen bin, war für mich die arabische Musik etwas, das ich nicht ertragen konnte. Heute klingt sie fast natürlich in meinem Ohr. Wir gehen in diese Richtung... Kein Volk kann eine Insel sein. Wenn wir es so lange aushalten, werden wir in einigen Generationen mehr und mehr orientalisch sein, und die Araber werden europäischer sein. Irgendwo werden wir uns treffen.

Araber und Israel stehen an der Schwelle einer Situation, in der ein Krieg für die ganze Welt zu gefährlich werden könnte. Muss nicht irgendwann die Zeit kommen, in der man sich auf beiden Seiten an die vielen Gemeinsamkeiten erinnert -Sprache und Schrift, die sich sehr ähnlich sind, Jahrtausende gemeinsamer Kultur, viele Berührungspunkte in den Religionen, dazu die gleiche geographische Situation, die gleichen wirtschaftlichen Interessen und Probleme, das gleiche Klima...

Das ist leider die Sprache der Logik, in einer Situation, die mit Logik gar nichts zu tun hat. Das ist eine emotionelle Frage. Die Araber hassen die Juden, weil sie so erzogen worden sind. Wenn die Araber sich wirklich darauf vorbereiten, Israel zu vernichten - dann gibt es nur eine Rettung für Israel. Eine schreckliche Sache, aber es ist die Wahrheit. Leider oder Gott sei Dank wird Israel durch die Atombombe gerettet.

Die Leute beginnen immer zu zittern: Wie kann man so schreckliche Sachen sagen! Ich sage tatsächlich etwas Schreckliches: Die Atombombe ist der Feind der Menschheit, aber sie ist der Freund von Israel. Es ist das einzige Land der Weh, dessen bester Freund die Atombombe ist. Anders kann ich mir nicht vorstellen, dass unsere Existenz gerettet wird. Nur durch diese unmenschliche Waffe, die andere Quantitäten ausgleicht. Die Atombombe hat die Welt schon einige Male vor einem dritten Weltkrieg gerettet. Ohne Atombombe wären Russland und Amerika schon lange im Krieg.

Diese Atombombe kann auch den Nahen Osten retten. Die Araber müssen wissen, dass ein Vernichtungskrieg gegen Israel heißt: Vernichtung des eigenen Landes. Was kann man denn machen? Man muss leben mit diesem schrecklichen Land Israel. Sie können diese Israeli nicht ausstehen - aber Selbstmord wollen sie auch nicht begehen.
Gott sei Dank, dass Israels erster Ministerpräsident Ben Gurion und seine Helfer es schon vor fünfzehn Jahren so gesehen und vorgesorgt haben. Ich hoffe, dass wir über die Atombombe verfügen. Jetzt fragt man: Fürchten Sie nicht, Herr Kishon, dass Sie auch vernichtet werden? Da sage ich: Es ist für mich ganz egal, ob mich eine Atombombe vernichtet oder ob meine Kinder von einem Bajonett getötet werden. Wir leben in dieser Vernichtungsatmosphäre schon seit Jahren. Für uns ist das keine Neuigkeit, dass wir vernichtet werden sollen. Aber es wäre eine Neuigkeit für die Araber.
Deswegen sage ich - ich bin eigentlich ein Prophet: Wie die Atomwaffe den Weltkrieg verhindert hat, so kann sie hier in dieser Region den Frieden bringen.

Wie können Sie in diesem Bewusstsein eigentlich noch schreiben?

Wenn man in dieser Atmosphäre lebt, dann ist diese Atmosphäre auch etwas ganz Natürliches. Und ich muss Ihnen noch etwas zugeben, was sicher auch enttäuschend ist: Ich fürchte eine Influenza, die Atombombe fürchte ich nicht.
Ich habe schon genug gelebt. Pssscht - man ist in einer Wolke, existiert nicht mehr. Ein Magengeschwür will ich nicht. Die Atombombe kann ruhig kommen. Ich fühle mich ruhig, ich kann ganz schön und ruhig schreiben. Ich kann unter allen Bedingungen schreiben. Es ist für mich schwer, zu schreiben, wenn draußen Lärm ist und jemand mit einem Kompressor den Asphalt öffnet. Die Atombombe lässt mich jedoch ganz ruhig schreiben.

Nun schreiben Sie ja nicht nur, weil Ihnen das Schreiben soviel Spaß macht und weil Sie damit Geld verdienen. Was wollen Sie mit Ihrem Schreiben bewirken -in dieser verzweifelten Perspektive?

Wenn man diese Frage einem Schriftsteller stellt, bekommt man immer eine heuchlerische Antwort. Meistens sagt er, er will die Welt retten, die ganze Menschheit erlösen. Wir Schriftsteller, wir Humoristen, wir alle sind schwache, eitle Menschen. Wir wollen auch Einfluss haben, wollen auch Geld verdienen, auch berühmt werden, wollen auch Erfolg haben, möglichst in alle Sprachen der Weh übersetzt werden. Wenn ich über meine kleine Tochter schreibe: Will ich dann die Menschen erlösen? Nein. Ich will die Leute amüsieren - wie ich mich selbst amüsiere. Wenn Sie glauben, dass das Schreiben für mich ein großer Spaß ist, dann muss ich Sie enttäuschen. Es war für mich vor dreißig Jahren ein großer Spaß. Heute ist das für mich eine schwere Arbeit in einer Sache, die ich schon zu oft in meinem Leben gemacht habe. Also, warum schreibe ich, leide ich: Nicht wegen des Erfolges, das klingt so nach Geld. Geld hat auf meine Arbeit keinen Einfluss. Es ist etwas anderes, wenn ich in einer kleinen Stadt in der Schweiz bin und die Kinder kommen zu mir und verlangen ein Autogramm in eines meiner Bücher. Das ist eine rührende Sache. Besonders darum, weil ich nie für Schweizer Kinder geschrieben habe. Wenn ich das erlebe, fühle ich fast eine Verpflichtung zum Schreiben und sage mir: Du Idiot, das ist es, was du am besten kannst im Leben! Schreibe! Du hast damit solche Erfolge. Die Leute lieben dich. Du willst aufhören? Weißt du, du bist verwöhnt. Du bist so verwöhnt von deinen Auflagen...
Jeder Schriftsteller will ein Erfolgsschriftsteller sein. Jeder will eine so große Auflage haben - mit jedem Buch. Hinter dem Erfolgsschriftsteller steht ein Mann, der arbeitet wie ein Tier. Tag und Nacht, Jahr für Jahr. Sie beneiden ihn, weil er eine große Auflage hat? Mensch, er hat kein Privatleben!
Manchmal sagen Freunde: Was machen die Schriftsteller Besonderes, was andere nicht tun? Dann sage ich: Nehmen Sie dieses Buch, schreiben Sie es mit der Hand ab. Sie werden ein halbes Jahr schreiben!

Und dieses Buch ist von Ihnen ja nicht nur einmal geschrieben worden. Wenn dreihundert Seiten gedruckt sind...

...dann sind fünftausend Seiten geschrieben worden. Ich schreibe fortwährend um. Ich bin sehr selbstkritisch. Ich weiß, was es heißt, ein Erfolgsschriftsteller zu sein.
Dieses arme Wesen - der eine muss jedes zweite Jahr, ich jedes Jahr -ein neues Buch schreiben. Ein großer Kreis von Lesern zwingt ihn dazu, nicht aufzuhören. Aufhören - das ist nicht moralisch, das kann man nicht machen. Deswegen hält man es für einen Witz, wenn ich sage: Hoffentlich habe ich endlich mal einen Misserfolg! Das habe ich schon vor acht Jahren gesagt. Noch immer habe ich es nicht geschafft.

Woran liegt es, dass Sie keinen Misserfolg haben?

Ich weiß es nicht. Ich mache alles, was ich in dieser Richtung kann. Das Publikum, meine Leser - sie lassen mich wirklich nicht zur Ruhe kommen.

Natürlich ist das mit dem Misserfolg blanke Koketterie. Eigentlich wollen Sie doch immer und überall der Beste sein. Im Billard, Schach, Tischtennis. Als Elektriker waren Sie hervorragend, rechnen können Sie wie ein Computer, das hebräische Vokabular beherrschen Sie wie kein anderer Israeli. Sie sind auch ein sehr guter Reiter, ein hervorragender Goldschmied...

Ja, das ist ein Fluch. Ich bin verurteilt, immer unzufrieden zu sein. Ich bin ein sogenannter Perfektionist, was eigentlich jeder gute Schriftsteller sein muss. Besonders dann, wenn er nicht nur ein, sondern vierzig Bücher schreibt wie ich. Was ich auch mache, ich will es immer besser machen, als ich es kann.
Wenn ich auch versuche, von meinem mich unerhört langweilenden und Leiden verursachenden Schreiben wegzukommen und etwas zu machen: Filme, Theaterinszenierung - dann ist da wieder der gleiche Fluch: Das Beste muss ich machen.

Leider -es klingt komisch -wird mein nächstes Buch auch nicht schlecht sein. Es gibt keine vergleichbare Beschäftigung wie die des Schriftstellers. Der Schriftsteller hier in Israel schreibt etwas -und man liest es in Kanada. Phantastisch ist das. Manchmal fühle ich, dass es eine fast göttliche Erfahrung ist, dass ich hier schreibe. ..
Alles wovon ich geträumt habe -fast alles -, habe ich erreicht. Das ist meine größte Tragödie. Ich habe gesagt: Ich werde Hebräisch schreiben, ich werde ein großer Satiriker in der hebräischen Sprache, ich werde die Welt erobern. Eines Tages war es soweit. Es gibt nichts Schlimmeres als ein Ziel, das man erreicht hat.
Ich bin schon früh zu der Weisheit gekommen wie König Salomon, als er im Sterben lag und gesagt hat: Alles ist Eitelkeit, Eitelkeit, Eitelkeit.

Es ist die Schlusskonsequenz eines sehr reichen Lebens, eines sehr weisen Mannes. Er war der größte König, und hat tausend F rauen gehabt. Und er hat gesagt: Alles ist unwichtig! Natürlich will ich mich nicht mit Salomon vergleichen. Aber ein wenig habe ich von ihm. Alles, wovon ich geträumt habe: berühmt zu sein, erfolgreich zu sein, Geld zu verdienen, Einfluss zu haben. ..alles - das habe ich gesehen, wenn man es erreicht hat -ist Wahn, Wahn, Wahn.

Warum machen Sie dennoch weiter?

Ich stelle mir vor, dass jeder eine Mission in seinem Leben hat. Es gibt viele Sachen, die ich lieber täte als schreiben. Aber das Urteil lautet, dass ich am besten schreiben kann - also muss ich das machen, solange es meine Leser erlauben.
Wenn Sie mich fragen, was mir lieber wäre - der Nobelpreis, den noch nie ein Humorist bekommen hat, und eine beschädigte Niere oder keinen Nobelpreis und eine gesunde Niere? Sofort will ich eine gesunde Niere haben und keinen Nobelpreis, verstehen Sie? Das ist alles Eitelkeit. Man träumt davon, man geht über die Straße und die Leute verlangen ein Autogramm... Knabenträume sind das. Und wenn man es hat- ich finde mich selbst so komisch und scheußlich. Ich versuche, menschlich zu sein, aber es geht nicht - immer erscheine ich eingebildet und eitel. Ich will nicht in den Himmel!
Ich habe mehr erreicht, als mir gebührt. Es ist jetzt Mode, bescheiden zu sein. Ich lese andere Interviews, alle sind so unerhört bescheiden - also ich bin nicht bescheiden. Ich habe mehr erreicht als mir gebührt.

In einem früheren Interview haben Sie gesagt: Eines der Dinge, die Sie bedauern, ist, dass Sie nicht auch ein Don Juan waren, dass Sie viel zu wenige Frauen in Ihrem Leben kennengelernt haben - weil dieses verfluchte Schreiben Sie daran gehindert hat. Ist nicht Schreiben eine ganz andere Form von Don Juanismus?

Schreiben ist für mich keine Sublimierung meines Bedürfnisses nach Romantik, emotionellem leben, Sentimentalität, all dessen, was mit dem Begriff Frauen zu verstehen ist.
Aber ganz konkret: Es ist eigentlich schade, dass ich in den Rechnungsbüchern meines Lebens auf der Haben-Seite so viel Schreiben habe, auf der Soll-Seite so viele Frauen. ..Nicht, weil ich nicht gewollt habe - wie jeder Mann wollte ich der größte Casanova sein, immer. Es ist deswegen, weil ich ein verflucht guter Schriftsteller bin und kein Don Juan. Wäre es umgekehrt, ständen auf der Haben-Seite Hunderte von Frauennamen und ich hätte vielleicht nur zwei Bücher geschrieben. Aber ich bin als Schriftsteller talentierter denn als Don Juan. Das ändert nichts daran, dass ich meine Augen schließen und sagen werde: Schade.

Wenn Sie dem Schreiben derart hörig sind - dann beschreiben Sie doch mal, wie Sie schreiben. Tun Sie es jeden Tag? Wann stehen Sie dafür auf? Was essen Sie? Was für Gefühle haben Sie?

Ich habe das Gefühl einer Last. Ich bin deprimiert, weil ich weiß: Ich muss noch schreiben, was ich noch nicht geschrieben habe. Das stört mich fortwährend. Wenn ich jetzt mit Ihnen spreche, dann ist irgendwo hinten in meinem Kopf: Du hast noch nicht geschrieben, was du schreiben musst!
Ich habe keine festen Gesetze, außer: Wenn ich etwas zu schreiben beginne, muss ich es beenden. Ich kann nicht aufhören und es auf die Seite legen.
Wenn ich zum Beispiel einen Roman, ein Buch, ein Stück schreibe, dann stehe ich nicht auf, bis ich es fertig habe. Ich esse, gehe zum Klo, schlafe, schreibe, esse, Klo, schlafe -und so weiter. Mein Bart wächst, und ich lebe, um zu schreiben, und weil ich unter dem Schreiben leide, will ich es schnell beenden.
Wenn ich es beendet habe, erfüllt mich eine unerhörte Erleichterung. Kleine Humoresken, große Werke, mein Lebenswerk, alles dasselbe. ..Es ist, als ob Ihr Finger in einer spanischen Daumenschraube sitzt -und Sie wollen raus, nichts wie raus.

Die beste Inspiration habe ich in der Nacht, zu komischen Zeiten, wenn ich um zwei oder drei Uhr aufstehe, nachdem ich geschlafen habe. Dann gehe ich ganz leise hier in mein Zimmer, mache nur eine kleine Lampe an, sie beleuchtet nur mein Papier, alles andere ist ganz dunkel, vielleicht etwas Musik im Hintergrund. ..Ich habe einen Schlafanzug an oder den Bademantel. ..Ich schreibe dann immer mit Bleistift, da kann ich viel radieren, viel nachdenken.
Erst schreibe ich immer die Gedanken auf, die sporadisch kommen. Diese Gedanken sind nicht chronologisch und nicht logisch - nur Gedanken.
Dann beginne ich, das in einen Zusammenhang zu bringen. Dann mache ich die Struktur der Geschichte, ihren Aufbau. Dann schreibe ich die erste Version der Geschichte, dann die zweite, die dritte... Es ist .ein erschreckend präziser Prozess, erschreckend mathematisch. Wenige Leute wissen, dass Humor Mathematik ist. Der Humor hat einen mathematischen und einen musikalischen Aufbau. Die Mathematik sagt, dass man wie bei einem Schachspiel in eine Richtung geht. Ganz klar muss man zu einem Zielpunkt kommen, zum letzten Gedanken, zum letzten Satz, zur letzten Pointe.
Ich bin ein sehr guter Mathematiker und ein ausgezeichneter Schachspieler. Ich habe ein Schachbuch geschrieben.
Der musikalische Teil meines Schreibens ist die andere Seite. Den mathematischen Aufbau habe ich gemacht. Nun kommt das Schreiben der Sätze. Man weiß nicht, warum man diesen Satz so und so schreibt. Das ist eine Frage der Musik, sie muss richtig sein, dann liest es sich leicht. Ich spreche die Sätze lautlos vor mich hin, wenn ich schreibe: Trallala-papapa-pampam. Pam-pan! Pa- pam.. .Nein, da fehlt noch was: Tarata-pampam. Ich muss noch ein Adjektiv zugeben. ..
Es ist die Genialität meines Übersetzers Friedrich Torberg, dass er diesen Rhythmus so wunderbar in Deutsch wiedergibt. Seine Rolle in meinem Erfolg ist wirklich unschätzbar.
Manchmal ist es so, dass ich schreibe und mir fehlt etwas. Ich fühle es, stehe plötzlich auf und sage: Hier muss ich einen Dialog schreiben. Hier einen Block, hopp. Plötzlich kommt ein zweiteiliger Dialog, danach gehe ich weiter. Ich habe gefühlt, es muss erst eine Ruhe kommen und dann weitergehen.
Das ist es, was einen ausgezeichneten Humoristen ausmacht. Das Geheimnis liegt in dieser Musik. In dieser gedanklichen und sprachlichen Musik. Man nennt es Stil, ich nenne es Rhythmus. Die Gedanken, der Witz, das allein ist nicht genug. Wenn ich schreibe, was ein Lord spricht, dann spreche ich, wie ein Lord spricht.
Und ich höre meine Stimme und sage: So ist es elegant - und so ist es nicht elegant.
Ich habe ein absolutes Gehör für Humor. Ich bin ein Mann mit so vielen Komplexen, bin sehr introvertiert, darunter leide ich so -aber bei Humor bin ich wirklich ein Fachmann.
Um ein guter Satiriker zu werden, ist Talent nicht genug. Sollte mir heute jemand die satirische Krone wegnehmen wollen, würde ich sagen: Wenn er mein Talent hat, dann muss er erst noch zehn Jahre lang schreiben, ehe er eine Konkurrenz für mich sein kann. Die Routine fehlt ihm - die Routine, nicht nur, was man schreiben soll, sondern auch das, was man nicht schreiben soll.
Abschließend dazu noch eines: Ich leide zwar unterm Schreiben -aber ich liebe das Produkt meiner Leiden. Das ist wie bei der Perle: Die Muschel schwitzt, es kommt eine Perle. Ich habe die Perle sehr gern. Meine Bücher sind der Inhalt meines Lebens.

Bei soviel Leiden und Schreiben bleibt ja wohl kaum noch etwas von dem übrig, was die Menschen Leben nennen - oder? Wieviel bleibt für Billardspiel, für Tischtennis, für Schach?

Zu wenig, immer zu wenig. Aber wenn ich schon zu Hause bin, dann will ich mit meinen Kindern zusammen sein.

Spielen Sie dann beispielsweise Billard mit Ihren Kindern?

Ja. Beide Kinder spielen recht gut. Es ist ein Traum. Welches Kind träumt nicht davon, dass es zu Hause einen Billardtisch hat?
Ich muss Ihnen erzählen, wie ich ihn gekauft habe. Ich hatte im Kino Haie der Großstadt mit Paul Newman gesehen, den großen Billard-Film. Das hat mir sehr gefallen. Das ist überhaupt eine Eigenschaft von mir: Ich will alles ausprobieren. Wenn ich etwas nicht ausprobieren kann, dann habe ich etwas verloren. Deswegen bin ich in Jaffa in die Billard-Salons gegangen. Das ist eigentlich schon Unterwelt, wie in der ganzen Welt die Billard-Salons. Es war ein kleines Lokal, ein Loch, doch da waren gute Unterwelt- Leute, sehr höfliche, Prostituierte, sehr nett...Rafi war bei mir, damals erst drei Jahre alt, und. meine Frau. Wir haben dort gespielt. Es waren viele Leute da, und es gab nur zwei Tische. In Israel gibt es überhaupt sehr wenig Billardtische. Wer hat schon Billardtische in den Nahen Osten mitgebracht? Nur die englischen Offiziere, die in den Kasinos spielten. Sie haben die Billardtische hiergelassen. Einen neuen Tisch herzubringen kostet soviel Zoll, zweihundertdreißig Prozent, das kann sich niemand leisten.
Deswegen haben wir dort gespielt, einige Male. Einmal waren wir eine so lange Schlange von Leuten, dass ich fast zwei Stunden lang warten musste, bis ich Spielen konnte. Da habe ich das verwirklicht, wovon man träumt. Ich habe gefragt: Wie viel kostet der Tisch? Dann hat man mir die Summe gesagt -und ich habe den Tisch gekauft. Es ist der Tisch, der hier noch steht

Inzwischen haben Sie eine riesige Sammlung an Stücken aus aller Herren Länder zusammengetragen?

Ja. Es ist auch schon eine Frage des Alters, dass ich soviel Geld für Dummheiten ausgebe: Zum Beispiel habe ich einen schönen, einen ausgezeichneten französischen Stock in Zürich in einem Fachgeschäft gesehen. Ich bin reingegangen und habe den Stock gekauft. Mein Sohn Rafi stand neben mir und sagte: »Vater, wie kann man soviel Geld für einen Billardstock ausgeben!«
Das ist nicht mein Geld, habe ich gesagt, das ist dein Geld. Du musst später ein bißchen mehr arbeiten. Was geht es mich an?
Schauen Sie, wenn man so viel arbeitet wie ich, so wenig Privatleben hat - wenn man sich dann nicht erlauben kann zu kaufen, was man will, wofür arbeite ich dann? Nur, damit die Enkelkinder noch weniger arbeiten sollen? Nein.

Wenn Sie von Ihren vielen Reisen zurückkommen, sind Sie dann so etwas wie der reiche Onkel aus Amerika, der mit den vollen Taschen kommt?

Ja, die Kinder sind ganz daraufhin erzogen. Unsere Telefongespräche sind etwa so: »Papi?«
»Ja, Geschenke!«
Das ist das ganze Gespräch.
Die Kinder sind daran gewöhnt, und es ist auch mein schlechtes Gewissen, dass ich so wenig zu Hause bin. Da muss ich meine seelische Ruhe mit Geld erkaufen. Die einzige Verantwortlichkeit, die ein erwachsener Mensch hat, glaube ich, besteht gegenüber seinen Kindern. Ich habe es doch entschieden, dass sie sein sollen. Und etwas muss ich dazu tun - nicht durch Geschenke -, dass sie in gutem seelischem Zustand das schreckliche Erwachsensein erreichen.

Nun ist es ja in Israel etwas anderes, Vater von zwei Söhnen zu sein, als in fast allen anderen Ländern der Welt. Ist es nicht ein furchtbares Gefühl, zu sehen, dass Rafi jetzt schon bei der Armee ist und Amir irgendwann auch dahin kommen wird? Dass immer die Möglichkeit besteht, dass sie irgendwo im Sinai, auf dem Golan oder im Jordantal einmal ihr Leben lassen müssen?

Ja, es ist immer sehr schwer, daran zu denken. Manchmal fühlen wir, dass es ein Hiob-Gedanke ist: Warum ich?! Warum können die Schweizer über Generationen hinweg gut leben - nie fällt ein Sohn als Soldat oder kommt ohne Hände und Füße zurück?! Warum sind nur wir Israeli verurteilt, ewig diese Last zu tragen? Aber das ist unser Kreuz, das ist der Preis, den wir zahlen, außer der Einkommensteuer.

Wie hoch ist jetzt die Einkommensteuer?

Eine gute Wendung. Die Regierung hat unter meinem schrecklichen öffentlichen Druck eine Reform durchgeführt - sie hat die höchste Steuer auf dreiundsechzig Prozent festgelegt. Das ist eine phantastische Erleichterung. Meine letzte Steuer betrug vor einem Jahr noch achtundachtzig Prozent. Jetzt, bei dreiundsechzig Prozent, bin ich ein glücklicher Mensch.
Aber Sie haben gefragt: Ändert sich das Verhältnis zwischen Vater und Kindern? Ich glaube, dass es sich ändert. Es ist eine ganz eigenartige Erscheinung, dass das, verfolgte jüdische Volk jetzt erstmals - man kann sagen. nach zweitausend Jahren -eine freie Generation erlebt. Wenn man zu meinen Kindern Jude sagt, werden sie es nicht verstehen.
Das hat eine gute Seite, weil sie freie, lustige Kinder sind. Sie haben nicht diese traurigen jüdischen Augen. Sie haben lustige Augen, sind gesünder, stärker, größer und schlechter erzogen, als wir es waren.
Schlecht ist, dass wir Eltern so verliebt sind in dieses Wunder: jüdische Kinder, aber nicht Juden, Gojim! Wir sind so verliebt, dass wir manchmal nicht mehr wissen: Wer ist hier der Vater? Der Sohn oder der Vater? Unsere Söhne sind immer zwei Köpfe größer - wie in Amerika: die neue, freie Generation.

Sie haben hier ein sehr schönes Haus. Dennoch werden sich viele fragen: Warum hat dieser Mann zeitweise achtundachtzig Prozent dessen, was er verdient hat, seinem Staat gegeben? Warum hat er sich nicht in die Schweiz begeben - er kann ja trotzdem eine Wohnung in Te! Aviv haben -, ist Schweizer Staatsbürger geworden, lebt in Frieden, ohne Angst um seine Kinder? Er hätte ein achtmal so großes Haus, einen riesigen Pool - nur weniger Sonne.

Das ist die Rechnung, die nicht nur der Schriftsteller, sondern jeder Israeli machen muss. Jeder Mensch, der in diesem Land zu Hause ist, als ein freier Jude in seinem eigenen Staat lebt, zahlt dafür. Wer wenig verdient, zahlt weniger, wer mehr verdient, mehr.
Es ist ein sozialistischer Staat mit großen sozialistischen Leistungen, die große sozialistische Länder ohne Krieg nicht haben: die perfekteste Krankenversicherung, Altersversicherung, alles.
Wir alle wissen: Diesen Preis zahlen wir dafür, um hier zu leben. Ich habe so viele Steuern gezahlt, weil mein Land im Krieg war. Ich zahle das Geld nicht dem Staat, ich zahle es mir selbst.
Wenn man keine Phantom-Flugzeuge kauft, dann werden die Araber kommen und dieses schöne Haus, von dem ich achtmal soviel haben könnte, ruinieren. Das ist eine ganz egozentrische Rechnung. Ich muss außerdem zugeben: Der israelische Staat hat anerkannt, dass es doch eine Leistung von einem Schriftsteller ist, wenn er mit einem Bleistift so viele Valuta einbringt, wie eine Schwerindustrie. Steuermäßig gehöre ich zur Schwerindustrie in Israel. Sie haben für mich besondere Bedingungen gemacht, so dass ich heute ein bisschen weniger als zwei Drittel des Geldes dem Staat gebe. Das ist nicht so viel. Wenn man drei Millionen verdient, dann bleibt einem eine Million... das ist doch gut?
Jedenfalls: Ich bin einverstanden. Dieses arme Land muss nicht nur um sein Leben kämpfen. Es muss auch eigene Waffen zahlen, Atomwerke haben, neue Städte bauen, Leute, die nicht Hebräisch lesen und schreiben können, unterrichten... Es ist eine unerhörte Last.

Was ist für Sie das Wichtigste am politischen System eines Landes, um in ihm leben zu können?

Dass es freie Auswanderung erlaubt. Zweitens ist da die Freiheit der Gedanken. Ich bin aus dem stalinistischen Ungarn gekommen. Da konnte man es nicht ertragen, dass man lügt und lügt, den ganzen Tag. Man lügt zu Hause, lügt bei der Arbeit. ..es ist unerträglich. Es interessiert mich nicht, was für soziale Erfolge sie haben - solange man nicht frei sprechen
kann.
Dann kommt eine große Pause - danach kann man sich über Lebensstandard, Korruption und so weiter unterhalten. Da sind meine Bedürfnisse ganz einfache, moralische Bedürfnisse. Ich will ein Land haben, in dem es keine Korruption gibt. Ich will ein Land haben, in dem die Finanzen in Ordnung sind.. .
Aber was kann man von einem Land erwarten, das sich seit 30 Jahren im Kriegszustand befindet? Soll ich erwarten, dass es wie die Schweiz ist?
Das israelische Volk hat so viele Fehler - es ist nachlässig, eingebildet, hat schlechte Manieren, manchmal sind es sehr grobe Leute..., aber was sie ertragen und was sie leisten - das ist einmalig.
Man kann ein Land von weitem oder aus der Nähe betrachten. Nahe angeschaut sagt man: Was für schlechte Manieren haben die israelischen Taxichauffeure! Wenn man einige Kilometer weit geht und sich das anschaut, sagt man: Ist das möglich? Knapp drei Millionen Leute stehen gegen die ganze Welt allein, und noch immer halten sie aus!
Ich probiere nun, aus mittlerer Distanz zu beobachten. Weil man uns nicht beurteilen kann nach diesem Chauffeur. Der ist in jedem Jahr fünf Monate im Militärdienst und muss in der Wüste lernen, wie man mit Kanonen schießt- obwohl er gar keine Lust dazu hat. Er ist schon zweiundvierzig Jahre alt, hat drei Kinder zu Hause. Von seinem Verdienst muss er zwei Drittel dem Staat geben. Und wenn er ein Transistorradio hereinbringt, muss er zweihundertdreißig Prozent Zoll zahlen. Bei uns kostet ein Volkswagen soviel wie ein Rolls- Royce bei Ihnen. Und dieser Mann ist schlecht erzogen, hat grobe Manieren! Ich will sehen, wie andere Leute im Ausland leben würden, wenn sie fünf Monate im Jahr zum Militärdienst einberufen worden wären. Wie grob die wären. - Aber wir werden alle müde von diesem ständigen Kampf, ich auch. Es gibt eine Lage, in der man nur noch Ruhe haben will. Wo man sagt: Ich will nicht Gerechtigkeit - lassen Sie mir nur ein bisschen Ruhe! Ruhe zum Leben, wie Sie und andere sie haben.

Aber Israel wird so bald keine Ruhe finden. Und Ephraim Kishon wird um seiner selbst und seines Landes willen keine Ruhe finden.

Das ist wahr. Ich müsste ein nervöser, deprimierter, gebrochener Mann sein. Es ist aber umgekehrt. Nicht die gute Situation macht den guten Menschen. Nicht reiche, in Frieden lebende Länder haben die gute Jugend- sondern das in Armut und Gefahr lebende Finnland hat eine gute Jugend.
Jeder sagt: Frieden, Frieden, Frieden! Man hat so lange Frieden, bis eine Generation kommt, die zu nichts mehr nütze ist. Nur ihre Lust wollen sie, sich amüsieren, zynisch sind sie.
Und da kommt eine Generation aus dem armen, bedrohten Israel, eine idealistische Jugend -und man sagt: Was ist das? Der Krieg bewirkt Gutes und der Frieden Schlechtes? Ich wage es nicht zu sagen, das ist natürlich verboten -aber manchmal ist es so. Die ganze Welt ist voll von dem Wort Frieden. Aber man denkt nicht daran, dass man auch im Frieden den Leuten ein Ideal geben muss.
Die israelische Jugend ist schlecht erzogen, hat keine guten Manieren, nicht diese intellektuellen Werte, wie ausländische Juden sie haben. Aber ein Ideal haben sie.
Was ist das für ein Land, wo ein junger Mann ganz verzweifelt ist, wenn man ihn nicht zum Militär nimmt?! Wo es eine solche Moral gibt -da muss man kein Militarist sein. Sie sind nicht so, weil sie töten wollen - sie lieben ihr Land, sie wollen es verteidigen. Aber das versteht niemand. Dazu muss man hier leben und alles kennen.
Deswegen sage ich, es gibt zwei Israels: ein wunderschönes und ein hässliches Israel. Es hängt davon ab, was man sehen will. Ich sehe beide.

Ihre Arbeit, Ihr Land - sind das alle Ihre Probleme, oder gibt es noch andere?

Mein Problem ist, dass ich über fünfzig Jahre alt bin. Das ist besonders schwer für jemanden, der so viele Jahre lang als Wunderkind gelebt hat. Als man mein erstes Stück in Budapest aufgeführt hat und ich mich vor dem Vorhang verbeugte -da war ein Brüllen vor Lachen im Theater. Ich habe ausgesehen wie ein zwölf jähriges Kind. Ich war neunzehn. Ich habe immer jünger ausgesehen als ich bin, das ist eine Familieneigenschaft. Und ich habe mich immer als der junge Mann gefühlt. Wo ich jetzt aber Fünfzig bin, sagen mir die Leute: Warum sind Sie so verzweifelt? Sie sehen so gut aus. Sie sind so frisch, Sie treiben Sport...! Ja, sage ich, eben deswegen bin ich so verzweifelt. Wenn ich ein alter, gebrochener Mann wäre, würde ich sagen: Das ist mein Schicksal. Weil ich mich aber so gut und jung fühle -eigentlich besser als je -, da macht es mich unerhört traurig. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass das eine Sache ist, die mich immer bedrückt: die Tatsache, dass ich nur noch so wenig Zeit übrighabe. Wenn ich nachdenke, wieviel Zeit ich habe, bis ich sechzig werde, dann bekomme ich einen kalten Schauer. Der gute Hitler hat fünf bis sechs Jahre meines Lebens weggenommen. Diese Jahre fehlen mir. Ich fühle mich jünger als ich bin.

Ist es nur die Zahl der Jahre, die Sie erschreckt! Oder zählen Sie morgens schon die grauen Haare?

Nein, meine grauen Haare passen zu mir. Ich bin zufrieden mit meiner Erscheinung. Ich fühle mich nicht alt. Ich gefalle mir. Aber was mir gar nicht gefällt, ist die Zahl meiner Jahre. Nach meiner Auffassung ist man nicht so alt wie man sich fühlt, sondern wie alt man ist. Wie ich mich fühle, ist meine Privatangelegenheit. Man hat mich gefragt: Woran erkennt man, dass man älter wird? Ich habe gesagt: Es ist interessant, je älter man wird - die Nächte werden länger. Froher war ich daran gewöhnt, dass ich schlafe und am Morgen aufstehe. In letzter Zeit stehe ich um vier Uhr, fünf Uhr auf - die Nächte sind länger, denn da sind diese endlosen Stunden, in denen man wach ist und alle anderen noch schlafen, im Dunklen. ..
Und -lachen Sie ruhig - plötzlich habe ich bemerkt, dass die Polizisten so jung geworden sind. Immer habe ich die Polizisten wie Onkel angeschaut. Plötzlich habe ich gesehen: Das sind alles junge Leute! Was ist hier geschehen?

Und die Mädchen? Sind es auf einmal alles reife Damen die ein Autogramm haben wollen?

Das ist auch ein Komplex geworden. Es ist die verfluchte Eigenschaft von uns Männern. Je älter wir werden, desto jüngere Frauen suchen wir.
Ich suche nicht. Nicht deswegen, weil sie meine Tochter sein kann. Sondern: Ich kann mit ihr nicht so sprechen wie ich will. Um mit ihr zu reden, muss ich anders sprechen als in meinem Leben, muss ich Theater spielen, muss ich jünger sein als ich bin, muss ich andere Gedanken haben, mich anders ausdrücken. Das will und kann ich nicht. Deswegen verzichte ich mit schwerem Herzen auf diese wunderbaren jungen Wesen, die ich zumindest von weitem schön finde. Ich bin ein Ästhet.

Lohnt da das Leben überhaupt noch?

Das Leben ist ein bezaubernder Urlaub, mit allen Sorgen, allen Leiden. Es ist wunderbar zu leben. Und ich bin jetzt an eine Station gekommen, wo ich zurückschauen und mit einem guten Gefühl sagen kann: Ich habe das gemacht, was ich wollte. Ich habe etwas erreicht. Jetzt bin ich eigentlich in Frieden mit mir selbst und der Welt.
Dieser wunderbare Urlaub wird übermorgen beendet. Und das ist das Schreckliche: War der Urlaub schön, sind die letzten Tage furchtbar. Man hat keine Lust, wegzufahren. So fühle ich mich.
Ich will nicht unbedingt ein hohes Alter erreichen. Das interessiert mich nicht. Ich will kein alter Trottel sein. Aber wie man alt sein kann, ohne ein Trottel zu werden
Das war einmalig. Einundneunzig Jahre, das ist für mich kein Trost, das ist für mich ein Alptraum. Soll ich mich hier die Treppen langsam herunterschleppen, noch einen Schritt, noch einen Schritt? Noch ein bisschen das heilige Leben haben? Ich verzichte.
Ich hoffe, dass ich meinen Herzinfarkt zum richtigen Zeitpunkt bekomme. Da wäre ich sehr dankbar. Und ich werde dem lieben Gott sagen: Mein Herr, du warst so gnädig zu mir in meinem Leben, auch meinen Tod hast du richtig gemacht! Und um diesen Herzinfarkt zu bekommen, werde ich wirklich alles tun, was ich nur kann.

 

 

 

 

 

 

Nach dem Lachen sieht der Schrecken anders aus
Zu Besuch bei Ephraim Kishon

Lothar Schmidt-Mühlisch, 4. Januar 1992, Die Welt

Meine Annäherung an Ephraim Kishon beginnt- nicht nur räumlich - vielleicht schon auf dem Flughafen Frankfurt. Das Verhör durch zwei Damen der israelischen Flugsicherheit dauert 90 Minuten, System »Blaumilchkanal«, das Absurde als Lebensgesetz, Kishon hat es beschrieben, hier scheint man eifrig von ihm gelernt zu haben.
»Was wollen Sie in Israel?«
»Ephraim Kishon besuchen!«
»Warum?«
»Ich möchte mit ihm sprechen.« ..Worüber?
»Über seine Bücher -und wahrscheinlich auch über seine Meinung zu bürokratischen Entartungen.«
»Was meinen Sie damit?«
Ich lächle sehr sanft. Die erste Dame verschwindet. Nach fünf Minuten kommt eine Kollegin.
»Was wollen Sie in Israel?«
»Kishon besuchen, mit ihm über seine Bücher und sein Verhältnis zu bürokratischen Entartungen sprechen!«
»Sind Sie mit ihm verabredet?«
»Ich hoffe. er ist nicht zu Hause«, sage ich. »Was soll das denn bedeuten?«
»Dann bräuchte ich in Tel Aviv nicht zu arbeiten.« Die zweite Dame entschwindet, die erste kehrt zurück.
»Wer hat Ihren Koffer gepackt?
»Meine Frau!«
»Warum?«
»Bei uns herrscht das Patriarchat!»«
»Ich glaube, Sie können fliegen.«
Die Damen von der El Al sehen sofort. dass meine Laune eine Inspiration nötig hat: Ohne erst lange meine Wünsche zu erforschen kredenzen sie mir ein Glas Sekt. Aber auch hier entkomme ich natürlich der Stereotyp- Frage nicht: Was machen Sie in...? Die Reaktion auf meine Antwort ist freilich verblüffend:
»Kishon besuchen? Ist der denn zu Hause?«
Da käme in Deutschland gar keiner drauf: Ist der Schriftsteller X denn zu Hause? Wieder ein Schritt näher zu Kishon -in seiner Heimat ist er ein Stück Öffentlichkeit. Und jeder weiß es: Er ist oft nicht in Tel Aviv.
Selbst der Taxifahrer ist bestens im Bilde:
»Ja, eine Woche ist er daheim.«
Hat man in deutschen Zeitungen nicht immer wieder behauptet, Kishon werde in seiner Heimat nur vom Finanzministerium ernstgenommen?
Die halbstündige Fahrt von der Innenstadt zum Vorort Afeka, in dem Kishon ein Haus hat, kommt einem kino- haft vor. Streckenweise: Bremen, Stuttgart mit Palmen. Dann wieder Brüche: Orientalisch anmutende Bazare, bröckelnde, verfärbte Fassaden. Und wieder ein Stück vom System »Blaumilchkanal«: 500 Meter vom Hilton, am Mittelmeer-Strand, ein schwarzgelb miefendes Kraftwerk. Man muß ein Land sehr lieben, das man der Satire anheimgeben kann. Und dann Afeka: Saubere, adrette Einfamilienhäuser zwischen Zypressen, Oleander und Wogen von Bougainvillea. Keine Selbstverständlichkeit in einer Region, in der Ocker die Landesfarbe sein könnte.
Der Seiteneingang durch die Garage in Kishons schmuckes, kleines Gärtchen wird gerade frisch betoniert -ein eilends darübergelegtes Brett verhindert in letzter Sekunde, dass meine Spuren bei Kishon von längerer Dauer sein können. Zwei winzige, zottige Malteser- Hündchen, deren Körpergröße sich umgekehrt proportional zu ihrer Lautstärke verhält, haben erkannt, dass ich ihrem Herrchen mit Sicherheit Böses tun will. Sie wären der Flugsicherheit zu empfehlen. Und während des ganzen Besuchs sind .Max(, und .Linda« immer nur für begrenzte Zeit von der Harmlosigkeit des Besuchs überzeugt.
Das Wohnzimmer, in das zwei energische, rustikale Frauen mich führen, wirkt trotz der offenen Treppe ins Obergeschoss (»Herr Kishon diktiert oben noch!«) ein wenig düster. Obwohl es an diesem Vormittag nur mäßig warm ist, sind die Fenster gewohnheitsmäßig gegen starke Sonneneinstrahlung verhängt. Das dunkle, fast schwarze Holz der gradlinig geschnittenen Möbel gibt dem Raum eine spanisch anmutende Strenge, die auch von der beeindruckenden Bildergalerie an den Wänden -klassisch bis surrealistisch -wenig gemildert wird.
In die Betrachtung der Bilder versunken, bemerke ich nicht, dass Ephraim Kishon längst hinter mir steht.
»Ja«, sagt er noch vor jeder Begrüßung, »bei mir müssen die Maler malen können. Handwerk, aber keine Scharlatanerien! Was in der modernen Kunst vor sich geht, das ist noch nicht mal Zirkus, das ist Irrenhaus. Jeder weiß es, keiner sagt es.«
Wer Kishon von Lesungen in Deutschland kennt oder von seinen Besuchen auf der Frankfurter Buchmesse, würde vielleicht etwas staunen. Nicht was Kishon hier sagt - das kennt man aus seiner Philippika »Picasso war kein Scharlatan« -, sondern wie er es sagt, das klingt anders. Die leicht näselnde Ironie, hinter der er sich sonst so gerne verbirgt, ist zumindest an diesem Morgen in Tel Aviv nicht zu hören. Er freut sich sichtlich, dass jemand aus Deutschland gekommen ist, um ihn auch mal an dem Ort auszufragen, den er immer so voller Nachdruck seine »wirkliche Heimat« nennt.
Aber schon übermannt ihn wieder des Satirikers Pflicht:
»Na, wie fühlen Sie sich in einem Land, in dem wirklich jeder Oberbürgermeister jüdischer Abstammung ist?«
Im Augenblick bewegt mich eine neue Kishon-Erfahrung. In dem dunklen, hochlehnigen Stuhl, im gedämpften Vormittagslicht, ohne Jackett und Krawatte sieht er auf eine bestimmte Art menschlicher aus. Die Israelische Wirklichkeit, die er so oft sinnbildhaft dem Gelächter preisgab, ist hier zu nahe, zu »physikalisch«, als dass man ihr eine literarische Exotik abzugewinnen vermöchte. Vielleicht braucht selbst Kishon Distanz, um dieser Wirklichkeit nicht anheimzufallen . Vielleicht lebt er deswegen auch in der Schweiz, arbeitet er so oft in Deutschland, inszeniert er in New York, reist er seit jüngster Zeit im Ostblock umher. Ist es schwer, das Leben eines Satirikers zu führen?
»Vielleicht kann man überhaupt nur als Satiriker überleben. Das Leben ist von Grund auf absurd. Schon in der Bibel steht auf der zweiten Seite geschrieben, dass der Mensch schlecht sei von Geburt an. Ich weiß nicht, warum der liebe Gott das bereits auf der zweiten Seite vermerkt hat, aber jedenfalls sind die Menschen unglaublich schwache Geschöpfe. Jeder lügt, stiehlt und betrügt, wenn er glaubt, dass er nicht erwischt wird!«
»Auch Ephraim Kishon?« »Auch Ephraim Kishon! Deswegen hasse ich die schwachen Menschen nicht, sondern verstehe sie. Ich hege zum Beispiel eine große Sympathie, ja, Anerkennung für Hochstapler, wenn sie gut, wenn sie klug sind. Ich verabscheue nur eines, und das sind Heuchler. Nein, ich habe viele schlechte Eigenschaften. aber ein Heuchler bin ich nicht.«
Oben. im 1. Stock seines Hauses gibt es ein Zimmer, da stehen neben vielen Kishon-Computern auch 680 Bücher von Kishon-Übersetzungen seiner 50 Werke in fast allen Weltsprachen. Gewiss, er ist schließlich in Deutschland der erfolgreichste ausländische Autor. Seine Stimme wird fast fröhlich, wenn er darüber spricht. Und was er sagt, könnte eigentlich alle Erfolglosen trösten.
»Man muss ein sehr dummer Mensch sein, wenn man glaubt, Talent und Fleiß wären alles. Die Welt ist voller talentierter, aber erfolgloser Schriftsteller. Ich sage Ihnen, ohne Glück gibt's keinen Erfolg.«
Mir fällt ein, dass dieser Sohn eines Budapester Bankdirektors einmal gesagt hat, Interviews mit deutschen Journalisten seien für ihn wie Duelle. Das macht befangen. Ich habe einige gelesen: Sie sind Kreuzverhöre von Staatsanwälten. Warum bist du nicht wie wir? Warum hast du soviel Erfolg? Warum bist du kein Intellektueller mit progressiver Grundhaltung?
Kein Wunder, dass Kishon sich für solche Fälle einen etwas arrogant klingenden Sarkasmus angewöhnt hat. In einem dieser Duell-Interviews ist zu lesen: »Ich habe keine Angst vor Terroristen, sondern vor Journalisten«.
Woher kommt diese Antipathie? Steckt nur jener Neid dahinter, den Fritz J. Raddatz einmal in den pseudowitzigen Satz gepresst hat: »Es ist ja die Pest mit Ihnen, gibt's etwas, wo Sie nicht erfolgreich sind?« An dieser Stelle ist Kishon, der beste Jugendjahre in Hitlers und Stalins Todeslagern verbracht hat, dünnhäutig geworden- geblieben?
»Ich kann nur meine alte Formulierung wiederholen: Ich bin ein Produkt des Holocaust, ein Tourist aus der Hölle. Deswegen bin ich auch nicht das, was man in Deutschland einen Liberalen zu nennen beliebt. Ich stehe nämlich auf der Seite der Opfer, nicht der Mörder. Ich wiederhole auch das: Ich errege mich darüber, daß Mörder, braune wie rote, lächelnd mit zehn Anwälten vor Gericht stehen und ihre Hand zum Siegeszeichen erheben dürfen. Eine solche Demokratie muss verbessert werden. Das allerdings bringt mich in einen Gegensatz zur herrschenden deutschen Intellektuellen-Szene.« Kishon hält inne, als ärgere er sich, dass ihm für Augenblicke die Gelassenheit abhanden kam. Aber diese Verletzung war es ja auch, die ihn zum Satiriker machte.
»Als Junge war ich blond, blauäugig, großgewachsen, athletisch. Germanischer als ich konnte man gar nicht aussehen. Hitler hätte erbleichen müssen. Ich habe gar nicht gewusst, dass es etwas bedeutet, Jude zu sein: Und plötzlich sollte ich wegen Nicht-Ariertums umgebracht werden. Das habe ich nicht begriffen. Da lag doch ein Wahnsinn drin. Wer eine solche abgründige Absurdität erlebt hat, der kann nur verrückt werden oder -Satiriker.«
Warum, da doch Israel seine neue Heimat ist, immer wieder diese Rückkehr nach Europa? Warum ist er, der 1945 nicht nach Amerika ging (was nahelag), sondern nach Israel auswanderte, wo er sich als Elektriker, Kfz- Mechaniker und Schlosser durchschlagen musste, zum Pendler geworden? Ist er am Ende doch dieser Ferenc Hoffmann geblieben, als der er 1924 zur Welt kam? Jetzt lächelt er sogar ein bisschen.
»Ich sage immer, Hebräisch sei die einzige Muttersprache, die Mütter von ihren Kindern lernen. Aber auf mich trifft das nicht zu. Ich spreche Hebräisch besser als meine Söhne, die in Israel geboren sind. Und dennoch, geistig bin ich Mitteleuropäer geblieben. Es ist ganz einfach so, dass ich im Kindergarten andere Lieder sang als meine Frau und meine Kinder. Das ist geblieben. Aber natürlich bin ich zu zwei Dritteln Israeli. Israel ist das einzige Land der Welt, in dem die Juden keine Minderheit sind, in dem es keinen Antisemitismus gibt. Hier fühle ich mich sicher. Und deswegen komme ich jeden Monat mindestens einmal hierher zurück. Aber arbeiten kann ich besser in Europa.«
Und nach einem sinnenden Schweigen fügt er etwas hinzu, was wieder Verletzungen durchscheinen lässt:
»Vielleicht ist es ein Unglück, vielleicht aber auch ein Glück, wurzellos geworden zu sein.«
Und er betont, ein Israeli, kein Jude zu sein, zumindest nicht im religiösen Sinne:
»Man kann nur religiös oder ein Satiriker sein. Ich habe mich für das letztere entschieden.«
Aber ein gläubiger Mensch ist er dennoch. Atheismus bezeichnet er vehement als schlichte Dummheit. Und den Monotheismus (»Woher wissen wir eigentlich, dass die Entwicklung dahin ein Fortschritt war?« ) als eine unbewiesene Erfindung. Und für einen Augenblick wird man wieder jener Verzweiflungen inne, die er so mühsam verbirgt, auch wenn ihm das manches Missverständnis beschert hat:
»Wir dringen immer tiefer in die Geheimnisse der Natur ein. Und je mehr wir erfahren, um so weniger verstehen wir. Mein Schachcomputer »Kishon Chesster« löst in der Sekunde 70000 Probleme. Mein Sohn, der das studiert hat, lacht mich aus. Es gibt, sagt er, Computer, die lösen in der gleichen Zeit zehn Milliarden Probleme. Wie soll man das begreifen? Wer hat das Universum in Gang gesetzt. Warum? Wozu? Und dann sehe ich diese Menschen, die halten eine Unterhose von Andy Warhol für etwas Großes. Oder zahlen 102 Prozent Einkommensteuer. Die menschliche Welt ist ein Luna-Park. Und der Mensch sucht Macht, Erfolg, viele Frauen. Er sagt, er will gut sein. Aber er will nur gut leben. Und wenn er andere dabei umbringt, ist ihm das völlig egal. Aber ich hasse den Menschen nicht, ich lache über ihn.«
Und vielleicht gehört auch das dazu: Schalom Ben Chorin hat über den Witz Kishons gesagt, er folge nicht mehr der Selbstironie des Unterlegenen, sondern sei die Emanzipation zum Lachen über den problematischen, aber immerhin israeleigenen Fortschritt. Kishon erweitert die Perspektive:
»Ich meine nicht nur die Israelis, ich meine die Menschen schlechthin.«
Vor der Wohnzimmertür kläffen die Hunde, dass man sein eigenes Wort nicht mehr versteht. Ein Augenblick der Annäherung löst sich in handfeste Wirklichkeit auf. Kishon bekundet mit seinem auch nach 40 Jahren Abwesenheit noch immer ungarisch singenden Deutsch, er werde die Hunde umbringen gehen. Die zärtliche Beruhigungs-Arie vor der Tür lässt freilich eher auf Gegenteiliges schließen.
Als der Hausherr zurückkommt, spielt er ein bisschen Theater mit der eigenen Rolle:
»Sehen Sie, lieber Freund, Satiriker haben ein hartes Leben. Sie schreiben das auf, was andere nur denken.
Damit macht man sich unbeliebt. Aber je älter ich werde, je mehr der Erfolgszwang hinter mir liegt, um so gröbere Sachen kann ich sagen. Mein Buch 'Kishon für Steuerzahler' zum Beispiel erklärt jedermann, daß die Einkommensteuer neben der Ehe das größte Fiasko der Menschheit ist. Sagen Sie mir: Wo betrügt man mehr -in der Ehe oder bei der Einkommensteuer? Aber ich werde bald aufhören zu schreiben. Mit meinen Schachcomputern verdiene ich ohnehin genug Geld.«
Natürlich erwartet er, dass der Besucher solches zurückweist. Sein Verleger, Herbert Fleissner (»Er hat 26 Millionen Bücher von mir verkauft. ohne einen Vertrag mit mir zu haben. Das sagt alles!«). und seine Lektorin. Brigitte Sinhuber (»Seit dem Tod meines Übersetzers Friedrich Torberg ist sie die Seele meiner Bücher!«) werden ihn schon überreden. wie sie ihn immer überredet haben. Aber Ernsteres klingt da dennoch mit:
»Gegen alles kann man nicht kämpfen.« Es ist Mittag geworden. Kishon zieht sich um zum Essen. Wir fahren in die Innenstadt zu einem Thai- Restaurant. Frau Kishon kommt von ihrer Galerie (zeitgenössische israelische Kunst) herüber. Die Szene erinnert ein bisschen an Bonn. Alles ist übersichtlich, intim, fast privat. Man kennt hier einander. Aber es ist doch auch anders, das Einverständnis scheint größer. Frau Kishon, charmant. klug, energisch, immer präsent, beantwortet meine Frage. ohne dass ich sie gestellt habe:
»In Israel lebt man intensiver miteinander als anders- wo. Die Menschen sind mehr aufeinander angewiesen. Selbst relativ Fremde nehmen einander stärker zur Kenntnis. Das ergibt ein angeregteres geistiges wie emotionales Klima.«
Und Ephraim Kishon. in Gedanken versunken. fügt, wie ein Credo seiner Bücher, hinzu:
»Nach dem lachen sieht man auch die schrecklichen Dinge mit anderen Augen.«
So wappne ich mich mit Gelächter, als am Flughafen die lästige, aber für Perspektiven von kishonscher Art doch eher harmlose Fragerei wieder losgeht.
»Haben Sie Kishon getroffen?« »Vielleicht.«